Texte
als ich mich umschaute entdecke ich den charme,
Inhalt
wer sucht hier die hölle?
der wind weht nicht weniger, seid die dämmerung gekommen ist.
hatte ich was vergessen?
ich musste lange geschlafen haben.
als ich mich umschaute entdecke ich den charme,
den charme einer unbenutzten rasierklinge.
Berlin 18. 01. 08
||| Ichspiele Stoffsammlung
Stück für eine Person und mehrer nicht vorhandenen Personen.
Theaterstück für eine Person, vorzugsweise ein Mann. Er trägt eine dunkelblaue Hose, weißes Hemd und schwarze Schuhe, das Hemd ist nicht ganz zu geknöpft. Er steht am linken Rand der Bühne, eine Hand in der Hosentasche, erst im Schatten, dann- nach ungefähr einer Minute, nachdem der Mann, sein Name ist Martin- das wird im Laufe des Stückes noch erwähnt- „Hallo ich stehe hier“ gesagt hat. Er winkt mit seiner freien Hand.
Nun steht er im Scheinwerferlicht, hält inne, schaut sich Publikum um, lässt sich dabei Zeit, dann holt er tief Luft, er sieht aus, als wolle er etwas sagen, bläst die Luft dann jedoch einfach durch eine Schnute ohne ein Wort dabei zu formulieren- schüttelt den Kopf, winkt ab.
Der Scheinwerfer wandert nach rechts, dann in die Mitte der Bühne, als suche jemand nach weiteren Personen, bleibt dort für einen Moment verharren, dann wandert der Scheinwerfer wieder zu Martin. Bleibt schließlich auf ihm stehen. Abermals holt er tief Luft, hält sie für einen Moment an beginnt dann zu sprechen, schüttelt währenddessen den Kopf.
„Ja ich bin immer noch hier wie sie sehen. Wir kennen uns nicht- das heißt Sie kennen mich nicht und ich kenne sie nicht- warten sie kurz ich will ihnen sagen wie man mich hier nennt- das heißt nicht das ich immer so heiße- nur hier jetzt. Ich habe den Auftrag so zu heißen, wenn sie wollen können sie das so sehen. “ (Er kramt mit einer Hand in seine Hosentasche herum und zieht einen zerknüllt Zettel hervor. ) „So hier steht Martin, also heiße ich Martin, betrachten sie mich als Martin für diesen Abend. Wäre ich eine Frau, dann könnten sie mich Martina nennen. “ (er spricht lach rechts hinter den Vorhang) „könnte ich bitte zwei Orangen bekommen. “ (es werden ihm zwei Orangen gereicht, er steckt sich die Orangen unter sein Hemd) „Dann würde ich ungefähr so aussehen, als Martina meine ich. Nein- ist das albern? Ja das ist albern. Irgendwie werden wir den Abend hinter uns bringen! Mit nicht zu viel Slapstick am Besten. “ (Er entfernt die Orangen und wirft sie in die Richtung aus der er sie bekommen hat. ) „Ich habe den Auftrag ihnen heute Abend etwas zu sagen, denjenigen der mich beauftragt hat kenne sie genauso wenig wie mich, und dich kenne wiederum ihn, den Auftraggeber nicht. Ist das kompliziert? Ich habe den Auftrag ihnen etwas zu agen, ich habe den Text einstudiert, ich darf ihn nicht vorlesen, eigentlich darf ich das gar nicht. Qatch wenn das ab und zu so aussieht.
„Franz passt auf Baldur auf“
„Hier haben wir A dort haben wir B“
„Ich wurde aufgefordert darüber zu sprechen, wie es ist einen Anderen zu spielen. Der Autor verlangt ich solle darüber sprechen wie es ist die Stimme eines Anderen zu leihen. “
„Ich kenne Sie nicht, sie kennen mich nicht. Und denjenigen der das ganze geschrieben hat kennen sie und ich nicht. Ich wurde beauftragt einen Text zu lernen und jemand zu spielen. Leider steh ich hier alleine, würde mich freuen es gäbe noch andere aber dem ist nicht so. Aber wie sie sehen stehe ich alleine hier. “
„Es klingt paradox, ist auch so. Über jemanden zu sprechen den man spielt. Das Bewusstsein Teilen, die eine Seite schaut auf die Andere und die Andere überwacht den Vorgang. Ein scharfer Skalpellschnitt durch das Bewusstsein. Wie beunruhigend. “
„Sie sind das Publikum, du bist das Publikum, in dieser gegenseitigen Übereinkunft befinden, steht nicht zur Debatte daran zu zweifeln sich gegenseitig unbekannt zu bleiben. Ich mir selbst, mich über diese Person, sie zu dieser Person und erst recht zu mir. “
„Es ist mein Beruf andere zu sein die ich vielleicht nicht bin. Einen Koch, Killer, Held. “
„Erfundene Geschichten, aber auch wenn ich ehrlich bin erscheinen mir meine tatsächlich erlebten Momente derweil erfunden, was das ist? Es verunsichert zu tiefst. “
„Ich muss das nicht weiterführen, sie verstehen den Sachverhalt. Ich bekam keine weiteren Erklärungen sollte einfach diese Person spielen, Moment! wo stehen seine charakterlichen Merkmale- niedergeschlagen, verwirrt, stotternd. Wer will so sein? Ich nicht! Aber ebenfalls paradox, stände jemand hier und könnte diese Merkmale spielen ist doch klar, liegt auf der Hand, niemals wäre er so, jeder wüsste sofort. “
„Beim besten willen, keine Anweisungen, ich soll improvisieren. Aber wen? Was? Wieso, wie kann man eine Person improvisieren? Was mach ich hier? Erscheint mir improvisiert! “
„Die eine oder Andere Person. Was oder wie sie zueinander stehen, nicht bekannt. Einzige Tatsache, sie stehen in einem mir unbekannten Verhältnis. Des Autors vielleicht auch. Er schreibt von A, Person A- B, Person B. Was nicht wichtig ist, der- die Namen erscheinen unwichtig. “
„In was hineinversetzen? Wenn keine Form existiert in was um Gotteswillen sollte ich mich hineinversetzen? “
„Einen Absatz mit zwanzig Zeilen improvisieren, diese leere einfach überspielen…“
„Wenn es nach Ihm ging sollte ich jetzt einen eifersüchtigen Vollidioten spielen, der zwei Kinder hat, bezauberndes Mädchen mit 12 ebenso bezaubernder Jung 15. und ein „Creative Direktor“ in einer angesehnen Werbeagentur ist, aber wenn gleich er sicher ne Menge zu sagen hätte; Brechreiz nichts als Brechreiz erzeugt. Betrug, Leidenschaft Verzweiflung aufgrund Sprachlosigkeit, immer das Selbe, wie dumm. Nein ich weigere mich einfach, er kann jetzt nichts dagegen tun, ich spiele einen Anderen, einen Anderen wen auch immer aber nicht den. Da werden üble Säfte in meine Mund gepumpt. “
„An diesem Tag, ein Sommertag, ich stand direkt am Fenster und überlegt, dass ich mal wieder an diesen Ort fahren sollte. Aber ich tat es nicht. Stattdessen blieb ich Zuhause. Aber das ist nicht die Geschichte über die ich sprechen wollte.
Würde ich dieser Anweisung glauben schenken würde das bedeuten, dass ich ihr entspreche. Identisch werden würde. Aber was rede ich da überhaupt? Wem entsprechen? Nein- sicher muss ich das irgendwie anders, besser formulieren. Einfach gerade heraus soll angeblich immer das Beste sein. Ein gewissenhafter Mann gab mir diesen Text, nicht Kommentarlos drückte er ihn mir in die Hand. Lerne ihn auswendig und trage ihn dann vor einem Publikum vor! Sagte er unmissverständlich. Damit verdienst Du doch dein Brot oder? Ich nickte bedächtig den Kopf, ließ das Kinn gesenkt. Ich verdiene mein Brot indem ich meine Stimme dem Hirn eines Anderen zur Verfügung stelle bis sie kein Wort mehr selbst zu sagen hat. Ich nahm diesen Auftrag natürlich einfach an und verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr daran. Einige Tage später, es waren nicht sehr viele Tage verstrichen, vielleicht vier oder fünf, schaute ich mir diese Geschichte an. Die Bühne stand bereit und die Vorbereitungen liefen in Hochtouren. Nein! Nicht diese Geschichte! Dachte ich für mich, nein sagte ich still gegen die Küchenwand. Oder war es das Fensterglas? Was weiß ich wie oft? Wen interessiert das schon? Aber setzt man einer Gruppe von Menschen immer wieder dasselbe auf, immer wieder dann wird es irgendwann auch gefressen. „
„…du wirst es nicht glauben mein Schatz! Aber Herr Burkard hat es tatsächlich geschafft gestrichene drei Monate unbemerkt Auftragsbestätigungen in der Schublade verschwinden zu lassen und unter der Angabe einer falschen Bankverbindung tatsächlich einen Geldbetrag von mehreren Tausend…dabei noch die Frau betrogen. “
„zwei junge Leute machen Urlaub in einem zweistöckigen Einfamilien Haus in dem ein etwas älteres Pärchen lebt. Das Pärchen hegte keinerlei Einwände gegen den Besuch. Um etwas präziser zu werden, der Besuch bestand aus einer Frau 23 Jahre Kunststudentin, lange rötliche Haare hellgraue Augen, einige Sommersprossen, sehr weibliche Figur, der Mann dunkelhaarig etwas älter. Die Idee dort Urlaub zu machen kam von Seiten des Mannes. Sein Plan bestand darin das Herz der rothaarigen auf diese Art und Weise doch noch für sich gewinnen zu können bis dahin war er lediglich für sie ein recht willkommener Zeitvertreib gewesen. Wohingegen sein Herz voll und ganz für die Angebetet zu schlagen schien. Poch poch! Kurz einige Worte zum Hausherr. Der Hausherr ein Maler Mitte vierzig, seine Gemahlin im selben Alter und recht üppig, eines Tages schlug der Hausherr seiner Gemahlin ein kleines Geschäft vor, sie bleiben verheirate, für immer wenn sie es wünscht- jedoch könne er wie es ihm beliebt Damenbesuch aus der Stadt empfangen, junge Mädchen die ihn besuch würden um seine Kunst zu bewundern versteht sich. Während seine Gemahlin verhärmt und verkrampft auf ihrer Yogadeckchen Atemübungen macht und in bestimmten Abständen eine künstliche Hyperventilierung herbeiführt.
Es kommt zu einem „Show down“ zwischen den zwei jungen Besuchern, die alten waren ausgeflogen und beide waren allein im Haus. Der Mann machte einen Fehler und ungeachtet allem Offensichtlichen gestand er ihr seine unbändig beständige Liebe worauf sie etwas lächelnd selbiges natürlich nicht erwiderte. Er wollte sie loswerden und gleichzeitig sich sexuell in ihr begrabe. Aber wie sieht das Resultat von einem derartig gestrickten Dilemma aus? Zwei Menschen die in versetzte Richtungen ein Treppenhaus hoch und runter rannten. Verschmäht und trotzig, immer wieder hoch und runter, aneinander vorbei, sich höchstens streifend, auf halber Höhe vielleicht. Sich abwechselnd die Ohren zuhalten während der Andere schreit. “
„Ich sollte Besuch bekommen. In ungefähr einer Stunde wird er vor der Tür stehen, zurechtgemacht und mit mindestens einer Flasche Wein unterm Arm. Bis dahin noch etwas Aufräumen. Herumliegende Schmutzwäsche, Tassen abspülen. Usw. Dann noch etwas die Garderobe in Ordnung bringen, einige herumliegende Ärmel aufhängen, Kleiderbügel zur Verfügung stellen. Ich war gerade dabei einen Mantel und ein paar Handschuhe weg zu räumen als mir ein kleiner sich windender Mehlwurm, der neben einem Handschuh lag auffiel. Rätselhaft was ein Mehlwurm in einer Garderobe zu suchen hatte. Ich holte die Schaufel und den Besen um ihn weg zu fegen. Als ich zurückkam lagen zwei Mehlwürmer an der Stelle, einer schein dazu gekommen zu sein oder aber ich hatte ihn eben einfach noch nicht gesehen weil er vielleicht hinter dem anderen versteckt lag und sich windet. Nun gut dann werde ich eben zwei Mehlwürmer jetzt in meine Schaufel fegen, kein Problem. Ich fegte die Würmer weg ging in die Küche und als ich zurück kam lagen an derselben Stelle drei Mehlwürmer, langsam erschien mir dieser Sachverhalt unwirklich. Ich überlegte aus welcher Richtung, woher diese Würmer stammen könnten. Mein blauer Marinemantel hing direkt über den Würmern. Dann plumpste ein weiterer hinzu. Ich riss den Mantel von der Stange und aber hunderte von Würmern rieselten auf den Holzboden, während ich den Mantel mit zitternder Hand aufknöpfte rief ich nach Gregor. Er kam mit dem Satz in die Garderobe; „Hast Du gesehen wie viel Mehlwürmer du in der Küche hat’s? “ „Nein. ! “ Der Mantel war gefüttert mit sich windende Mehlwürmern, ein Ekelhafter Anblick, wie lauter kleine durchsichtige Röhrchen die im Stoff drin steckten und den gesamten Mantel von innen bedeckten, man konnte sie einfach abstreifen worauf sie windend zu Boden gingen. „“Das ist ja Ekelhaft“ Gregor ging zurück in die Küche, „Ich mach die Nachrichten an vielleicht finden wir etwas heraus! “. „Was sollen wir da herausfinden Gregor! “ In 50 Minuten wird unser Besuch fein zurechtgemacht vor unserer Haustür stehen. Ich holte aus der Küche einen blauen Müllsack und stopfte den Mantel hinein danach steckte ich den Stecker vom Staubsauger in die Steckdose und begann damit alle Würmer aufzusaugen. Aus der Küche hörte ich Gregor, „der ganze Kühlschrank ist voll davon. “ Oh Gott der Kuchen, ich ließ den Staubsauger los und rannte ich die Küche, misstrauisch begutachtet ich den frisch gebackenen Apfelkuchen. „Was meinst Du Gregor? “ „Ich hab keine Ahnung! “ Innerhalb Kürztester Zeit hatten wir alles was mit irgendwelchen Mehlwürmern in Verbindung stand samt Würmern entweder aufgesaugt oder in den blauen Sack geworfen…“
„Was ist mit der seelischen Gleichberechtigung? “
„Was ist mit der Vita als Arbeitgeber? “
„Was ist mit dem Hunger nach Anerkennung? “
„Was ist mit der Beobachtung des allgemeinen Niederganges? “
„In dem Stück geht es um einen Schauspieler, der sich weigert seine Rolle zu spielen, stattdessen Geschichten erfindet. “
„Dann entschied ich mich in die Gefangenschaft meiner Obsession zu begeben“
„Was ist mit dem Überangebot von Witzen“
„Keiner würde auf die Idee kommen sich sorgen um seine Vita zu machen, wenn er nicht direkt oder indirekt dran erinnert werden würde. “
„Auf dem Nachhauseweg fühlte Gerald Moll einen feinen Stich im rechten Oberschenkel es regnet und ein unappetitlicher Januartag drängte die Menschen Schutz suchend unter Dächer und in die Häuser. Gerald wollte gerade eine Straße überqueren als er diesen Stich in seinem Oberschenkel zu spüren bekam. Gleichzeitig fühlte er wie sich halbes duzend kräftige Spitzen von Chitinbeinchen in seine Haut zu bohren schienen. Der einzelne sich von den Anderen Stichen abhebende Stich resultierte aus einem konkreten Einstich der in seiner tiefe die der Beine deshalb übertraf da dieser dazu diente Blut aus seinem Körper zu saugen. Er schaut an seinem Bein hinunter und da sah er dieses schwarz schimmernde Insekt welches sich an sein Beim geklammert hatte und gemächlich damit begann Blut aus seinem Körper zu saugen, seinem ersten Impuls es einfach in die nächst Beste Pfütze zu streifen konnte er kaum widerstehen. Aber Egal wie widerlich dieses Gefühl oder auch dieser Anblick für ihn war, verbreitete diese Kreatur dennoch ein wohliges Gefühl in seinem Körper und er wusste auf eine unbeschreibliche Art und weise, dass dieses Wesen ihm noch etwas wichtiges Mitzuteilen hatte, Zuhause wenn sie alleine waren und es genügend Blut aus ihm heraus gesaugt hatte würde er es sanft auf den Tisch legen und seiner Geschichte andächtig lauschen.
„Was gesagt wird, der ultimative Film. “
„Im Mittelpunkt des Filmes geht es um einen Film, es wird über ihn gesprochen, diskutiert, es finden Rezensionen statt. Man erfährt über den Inhalt lediglich indirekt, über Unterhaltung im Hintergrund ablaufende Spots, Trailer usw. Preisverleihungen. Kurz es geschieht viel drum herum wobei die Sache selbst außen vor bleibt. Der Film schein mehr und mehr ein großer Erfolg zu werden, der Erfolg selbst rückt näher und näher wobei der Film weiter und weiter entfernt rückt. Ebenso wird der Film mehr und mehr zum Gesprächstoff, er selbst verschwindet mehr aus dem Blickfeld. Das darüber sprechen ersetzt annährend vollständig die Sache selbst! “
„Ein Hausmeister; beginnt am späten Freitagnachmittag in einem Lüftungsschacht eine bestimmten Fehler zu reparieren. Vergisst mehr und mehr die Zeit, die Mitarbeiter des Bürokomplexes verlassen nach das Haus, irgendwann bemerkt der Hausmeister wie spät es geworden ist und das es bereits dunkel wurde, er gerät in immer größere Schwierigkeiten, um so eifriger er versucht sein Problem zu lösen desto schwieriger gestalten sich die Dinge in die er gerät. Mittlerweile ist es Nacht geworden und er hat sich in seine Probleme festgebissen. Die nächsten Stunden werden für den Hausmeister seine größte Herausforderung seines bisherigen Lebens. “
„ Der Entkalker oder das Spühlsteindiffernzial, in dem Foyer eines leeren Bürohauses inmitten einer Großstadt. Zwei Personen in einem blauen Overall, beide stehen im Schatten, man weiß nicht was passieren wird bzw. was bereits passiert ist. Beide verschwinden in einem Fahrstuhl. Es haben Merkwürde Gespräche stattgefunden. Ein Tag in einem Bürohaus, keiner weiß was in ihm tatsächlich geschieht, man bekommt Satzfetzen mit, sieht Situationen aus dem Blickwinkel eines Staubsaugers, einer Putzfrau und einem Kaffeeautomat, niemals aus dem Blickwinkel eines Wissenden. Man erfährt nicht was genau verwaltet wird, mein bleibt ahnungslos inmitten einer unübertrefflichen Geschäftigkeit. “
„Das Treppenhaus zog sich wie eine in die breite gezogene Schnecke vom Keller über das Erdgeschoss bis in das erste Obergeschoss. Es geschah nun folgendes; stand der Mann, sein Name ist Frank am Absatz des obersten Stockwerks und die Frau, ihr Name ist Silvia, am Absatz des untersten Kellerstockwerkes stürzten sich beide Treppe nach oben, bzw. nach unten. Zeternd und schreiend schritten sie an einander vorbei. Bewusst unbemerkt, keine wollte dem anderen zeigen, dass er von ihm nur die kleinste Notiz nehmen würde. Sylvia vermiet es soweit es ging Frank zu berühren, Frank vermiet es so gut er ging Sylvia zu berühren. War nun Sylvia am obersten Absatz des Treppenhauses angekommen und im Gegensatz dazu Frank am untersten Absatz des Treppenhauses angekommen verharrten beide für einen Moment und warteten solange bis sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, das dauerte mal länger mal kürzer. Waren beide wieder soweit stürzte sich Sylvia die Treppen nach unten, schreiend und mit verschränkten Armen rannte sie die Treppen nach unten, vorbei an Frank der wiederum, schreiend und mit verschränkten Armen an Sylvia die Treppen nach oben rannte. Beide hüteten sich davor dem anderen einen Blick zu werfen welcher vom anderen hätte missverstanden können. Nein am Besten überhaupt keinen Blick zuwerfen. Man schrie und das war bereits genug, rannte aneinander vorbei auch das war bereits genug. “
durstig
„Ein Glas Wasser, jemand scheint durstig, sehr durstig- dieser Jemand ist niemand bestimmtes. Er ist irgendjemand mit oder ohne Namen.
Und dieser beliebige Mensch sieht ein Glas Wasser auf einem Tisch stehen, es handelt sich dabei um ein kaltes Glas mit kaltem Wasser-
kalt deshalb, weil das Glas beschlagen aussieht.
Die Hand greift danach und dieser Mensch möchte trinken, doch dann stellt dieser Jemand das Glas unverrichteter Dinge wieder auf den Tisch zurück. Verunsichert greift er abermals nach demselben Glas Wasser nur um beschämt fest zu stellen, dass er nichts mehr in seiner Hand hält- kein Glas, kein Wasser!
Nach einer ungewissen Zeit beginnt er über das Trinken von Wasser im Allgemeinen nachzudenken. Für was trinken wir? was ist mein persönliches Lieblingsgetränk? was trinke ich heute was im Gegensatz zu früher steht und wäre es nicht besser man trinkt ausschließlich gefiltertes Wasser statt normales Leitungswasser?
Möglicherweise handelt es sich ja um gefiltertes Wasser, dass sich in diesem Glas befindet, welches nun wieder auf dem Tisch steht.
In der Hand fühlt sich das Wasserglas sehr kühl an.
Vom Durst getrieben, das Glas an seine Unterlippe anzusetzen aber etwas kommt dazwischen, lässt seine Handlung einfrieren.
Das Glas steht immer noch so voll auf dem Tisch, wobei es sich nicht unbedingt um den Selben Tisch handelt.
Es ist Winter, vor dem Fenster treiben Schneeflocken umher und wirbeln durcheinander- von einem lautlosen Wind bewegt.
Es klingelt unerwartet an der Tür, danach klingelt das Telefon- nicht weniger unerwartet. Er ist noch genauso durstig.
An der Tür angekommen erinnert er sich daran, dass auch das Telefon klingelte, wer wird das sein? Vor der Tür befindet sich Niemand, auf der Fußmatte steht lediglich ein leerer Sprudelkasten.
Er wirft einen Blick auf den Tisch. Der Arm ist plötzlich zu kurz, die Tischplatte zu weit geworden, nun erreicht er das Wasserglas nicht mehr. Es steht zu weit für seine Hand inmitten der Tischplatte.
Wie seltsam- unerwartet hält er das Glas in seiner Hand, ungläubig schielt er auf das Wasser, es sieht befremdend aus.
Kann man es überhaupt bedenkenlos trinken? Ist es noch frisch,
kann Wasser alt werden? Am Ende ist es gar kein Wasser!
Diese Fragen zwingen seine Handlungen in Richtung Staknation. Die Entropie des Lebens ergreift sein Tun.
Den Gedanken einfach nur zu trinken verliert sich in einem hin und her, entgleitet und verpufft was als Entropie bezeichnet wurde.
Seine Überlegungen drehen sich allesamt entweder um das Trinken von Wasser oder schlichtweg um Wasser, nicht mehr zu zählen sind seine Überlegungen; Gläser und alles was damit im Zusammenhang steht. Während er durstig und mit ausgetrocknetem Mund über diese Dinge herum grübelt, stellt er beiläufig fest, dass jetzt ein blaues Tuch über dem Glas liegt und es verdeckt. Aber davon lässt er sich nicht täuschen, er weiß, dass ein Ding dadurch nochlange nicht verschwunden ist, bloß weil es durch ein Tuch verdeckt bleibt.
Ein Mann taucht neben ihm auf, verwandelt sich alsdann in eine Frau die nicht sehr schön aussieht. Er schließt von ihrem Äußeren auf ihr Inneres und es stellt sich ihm die Frage, wie es mit den inneren Werten in der Gesellschaft bestellt ist und ob der Mensch als Mann besser dran ist als noch vor 100 Jahren.
Die Frau drängt ihn dahingehend sich mit ihr über stillgelegte Quellen in Südafrika zu reden und ob die nicht irgendwo anders besser aufgehoben wären; so was ist nicht mehr nach vollziehbar!
Tatsächlich fließen die Dinge ja seltsamerweise nicht wirklich.
Er winkt ab und sagt, dass er nicht in Stimmung für solche philosophischen Gespräche ist.
Eine weitere Frau taucht auf und stellt eine Tasse Kaffee auf den Tisch, mit oder ohne Milch wird plötzlich egal. Die Milch färbt vieles weiß und er kniet unter einer glühenden Sonne im Sand. Er fühlt sich kurz vor dem Verdursten, ein stinkendes Schlammloch scheint die letzte Wasserquelle weit und breit zu sein, nichts anderes als dieses Wasserloch ist in Reichweite. Er riecht den modrigen Schlamm und noch bevor er etwas Feuchtes in seinen Mund bekommt, schiebt er auch schon einen Einkaufswagen vor sich her.
Eine Frauenstimme säuselt Sonderangebote durch den von Neonlicht ausgestrahlten Supermarkt, zwischen Aluminiumregalen usw. stehen Leute die er nicht kennt.
Aus einem Regal nimmt er so viele Wasserflaschen wie er nur irgendwie kann und stellt sie alle in seinen Einkaufswagen. Während er die Flaschen in den Wagen stellt fällt ihm auf, wie staubig sie eigentlich sind und verspürt daraufhin den Drang sie mit einem nassen Lappen sauber zu machen, was nicht möglich ist? Der Durst zwingt ihn auf die Idee, einfach die nächst beste Flasche jetzt und sofort zu öffnen, er zahlt ja eh an der Kasse, also wieso nicht gleich jetzt trinken- trinken das Wort verzerrt sich. Aber was, wenn er an der Kasse plötzlich kein Geld mehr hat, nicht mehr zahlen kann und von der Geheimpolizei verhaftet wird, viele Unannehmlichkeiten dadurch bekommt. So was soll ja schon vorgekommen sein.
Besser wieder ein paar Flaschen zurückstellen, aber die Regale sind nicht mehr da und statt einer Wasserflasche hält er nun eine Gieskanne in der Hand und bewässert das Grab von Jemand, er traut sich nicht auf den Grabstein zu schauen, am Ende steht da noch sein eigener Name drauf; sicher ist es schon so weit und er ist mittlerweile einfach still und leise verdurstet.
Zum Text
Während der Geschichte wird einem klar, dass er niemals an das Ziel gelangen wird, der Grund bleibt verborgen aber es sieht so aus, dass von Anfang an keine Vorraussetzung dafür vorhanden war.
Langsam dämmert es einem, das sich dieser Jemand in einer Situation befindet, die vergleichbar mit Jemandem ist, dem Mann seine Zunge herausgeschnitten hat und der dennoch immer wieder das Wort „Presslufthammer“ aussprechen will, bis er letztendlich feststellen muss, das ihm leider die Zunge dafür fehlt.
Ein langsames Erwachen und gewahr werden der eigenen Befindlichkeit tritt mehr und mehr in den Vordergrund und verdrängt sämtliche Hoffnung.
Apodiktisch, unnachgiebig, grausam!
Man betrachtet sein Umstand und erkennt ihn als ein Ding der Unmöglichkeit an.
Auch ein darüber nachdenken führt zu keinem greifbaren Ziel, denn egal wie lange man über einen Sachverhalt nachdenkt – im Grunde kommt man der Sache kein Stück näher!
Klare Ausgangssituation- aber wie ist es möglich aus diesem Traum zu erwachen und was käme dann? “
„…wenn sie es doch nur endlich zugeben könnten…“
5 November
Weiße Bettlaken, die an Türen zum Trocknen hängen, sehen im Dunklen unheimlich aus. Besonders wenn man seine zwielichtige Wohnung betritt und man es nicht mehr daran denkt, dass man sie aufgehängt hat. Vor der Tür einer Hausmitbewohnerin standen zwei volle Tüten mit Klamotten, ich hatte mich gefragt, ob das die armseligen Besitztümer ihres Partners bzw. Expartners sein könnten. Heute hatte ich mal kurz ein heftiges Geschrei zu hören bekommen, es klang nach einem Ehedrama. Ein kurzer, beidseitiger, lauter Wortwechsel, dann herrschte wieder Stille. Schon lange herrscht hier Stille, das war könnte ein Finale gewesen sein, möglicherweise war es das. Ich hatte sie lange überhaupt nicht mehr miteinander reden sehen, wenn ich sie zu Gesicht bekam. Nach monatelangem Schweigen ein finaler Ausbruch, vielleicht irre ich mich auch. Und sie sind immer noch ein glückliches Paar und das Geschrei kam von woanders her. Ich weiß es nicht, ich mutmaße nur, man sollte nicht gleich das Schlimmste befürchten, wobei, das kann auch Spaß machen. Umso größer ist die Freude, wenn es doch nicht eingetroffen ist. Ich warte die ganze Zeit auf irgendwelche Zeichen. ‚Was für Zeichen’, könnte jemand fragen, ja diese Frage ist berechtigt, ich warte auf Zeichen, irgendwelche Zeichen. Zeichen, die mir zeigen, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Ich hatte mich entschieden das Licht zu löschen, ich werde mich im Dunkeln auf die Bettkante setzen, dann können sich meine Augen beruhigen. Die Nacht kann etwas Entspannendes an sich haben, wenn man sich darauf einlässt wohl gemerkt. Manchmal wünsche ich mir, sie möge niemals aufhören. Doch dann freu ich mich dennoch, dass die Sonne nicht aufgehört hat zu brennen. Es fühlt sich seltsam an, über einen Tag zu schreiben, den es so noch gar nicht gibt. Über Dinge schreiben, die nicht existieren, über Menschen schreiben, die ich niemals gesehen hatte. Über ein Ich berichten, das nicht existiert. Vor einem großen Nichts verweilen und ganz in der Tradition der Existenz, könnte man als ein absurder Mensch, auch seinen sexuellen Gewohnheiten frönen, die nach folgendem Muster ablaufen könnten: Mann und Frau treffen sich, sie wechseln einige nichts sagende Worte, Mann und Frau schlafen miteinander, wechseln danach vielleicht einige wenige, nicht minder nichts sagende Worte. Es ziehen sich beide wieder an und gehen schweigend auseinander. Das Ganze bleibt natürlich unverbindlich und ohne eine irgendwie geartete Verpflichtung. Keinerlei Versprechungen, keine Zukunft, nichts. Vor einem großen Nichts stehen und die aus ihm entspringende Unfassbarkeit ertragen müssen. Eine der möglicherweise problematischsten Dinge, die uns verbindet, ist diese peinliche Vergesslichkeit. Eine Liste unzähliger Namen, abgetaucht in die Tiefe des Vergessens, unsichtbar für das gegenwärtige Bewusstsein und dennoch empfindlich spürbar. Wer war wer? Wie hieß er noch mal? Kannst du dich an seinen Namen erinnern? Im Grunde schreibe ich über einen Tag, der lange vergessen ist. Ich stehe quasi auf der Schwelle eines neuen Tages. Kurz vor dem Grauen, Grauen im Sinne von Albtraumhaft. Wenn dann die ersten Feuer entflammten Strahlen sich durch dichte Wolkenmassen brennen, um dieser Nacht das Kleid vom Leib zu reißen, ist es so weit. Die Nacht steht nackt in einer verstrahlten Leere. Lassen wir dann den Tag als diese beschämte Nacht in diesem Inferno einfach stehen.
„Ich ging damals in ein zerbrochenes Haus und öffnete eine Tür.
Ansonsten geschah nichts.
Die Sonne sollte aufgehen.
Sie tat es auch.
Aber nicht jetzt. “
Einst gab es einen Stern, der strahlte hell und glänzend, durch seine gleißenden Strahlen machte er die stinkende Erde fruchtbar, fruchtbar genug, damit reichlich üppiges Grünzeug aus der Erde wachsen konnte. Sein heller Glanz brachte die Luft auf eine optimale Temperatur, so dass Kreaturen lange genug herumspazieren konnten, lange genug, damit ihnen etwas Zeit vergönnt blieb, sich häuslich nieder zu lassen.
Doch irgendwann, während eines unschuldigen Tages, verbrannte der Stern all die Dinge, er verbrannte die Erde, die Luft, das Grünzeug, die Kreaturen, und nachdem alles restlos verbrannte, verbrannte der Stern sich selbst.
Doch es war ihm nicht möglich, sich selbst ganz zu verbrennen, so dass überhaupt nichts mehr von ihm übrig blieb, das x gegen 0 wurde nicht beendet.
Und umso näher, er dem absoluten Nullpunkt entgegen brannte, desto mehr hatte er das dumpfe Empfinden, einem Irrtum erlegen zu sein und so verharrte er schließlich, in einem Bereich kurz vor Null.
Inmitten des schwarzen Feuers herrschte Stille,
es war nicht abzusehen für wie lange…
Ich saß mit meinen Eltern und meiner Schwester in einem Zug, es war so ein Hochgeschwindigkeitszug. Man kann in diesen Zügen von hinten bis nach vorne durchlaufen. Meine Eltern saßen am Fenster und ich saß meiner Schwester gegenüber. Ich tat so, als würde ich schlafen, doch in Wirklichkeit lauschte ich dem, was meine Eltern sprachen, obwohl es Belanglose Dinge waren, über das sie sprachen. Irgendwann öffnete ich meine Augen und sah meine Schwester. Sie saß vor mir und blätterte in einem Comic herum, ich weiß nicht mehr, in was für einem, sie schien inspiriert, als sie bemerkte, das ich sie anschaute, zwinkerte sie mir kurz zu, und beugte sich zu mir rüber, sie flüsterte mir in mein Ohr, sie meinte, dass wir uns nie aus den Augen verlieren würden. Ich war darüber etwas verwirrt. Der Zug ratterte heulend durch die Nacht und ich hatte den Gedanken, das Abteil zu verlassen. Meine Eltern schauten beide aus dem Fenster und blickten teilnahmslos in die Nacht, keine Ahnung, was sie dort suchten.
Der Zug heulte mit rasender Geschwindigkeit über die Gleise, die Lichter vor dem Fenster zogen in der Ferne relativ langsam vorbei. Irgendwie hatte ich ganz vergessen, wohin eigentlich die Fahrt ging. Ich sagte nichts, meine Eltern schwiegen. Das rote Oberteil meiner Schwester, auf dem eine Comicfigur war, sah leuchtend aus. Wir waren allein in unserem Abteil. Mein Blick ging in Richtung Tür. Eine gläserne Schiebetür trennte unseren Raum vom Korridor. Ich sagte leise, dass ich auf die Toilette müsse und stand auf. Meine Mutter und mein Vater schauten mich kurz an, meine Mutter nickte zustimmend. Meine Schwester blätterte weiter, in ihrem Comic. Ich verließ unser Abteil und wankte etwas unsicher den Korridor entlang, die meisten Leute waren in ihrem Abteil. Vereinzelt standen welche davor und starrten aus den Fenstern in dieselbe Nacht, in die auch meine Eltern starrten. Ich ging an der Toilette vorbei. Ich kam an unzähligen Abteils vorbei: In einigen brannte Licht, andere wiederum waren dunkel. Manchmal sah ich, wie mich die Blicke der Leute trafen. Ich ging weiter. Langsam, aber ohne anzuhalten, ging ich immer weiter in Richtung Spitze des Zuges. Irgendwann wurde es etwas dunkler im Korridor und da ein Fenster offen war, blies mir ein kalter scharfer Wind ins Gesicht. Aus einem offenen Abteil wehte ein brauner Vorhang heraus. Ich ging daran vorbei und ich wunderte mich über die Verlassenheit, immer weniger Leute waren zu sehen. Wenn, dann sahen sie sehr seltsam aus, sie schienen mit offenen Augen zu schlafen. Ich ging weiter durch ein Restaurant, auf den Tischen stand allerhand Zeug herum, so als hätte hier nie jemand etwas abgeräumt. Da auch dort ein Fenster offen war, wehte mir wieder ein eisiger Wind ins Gesicht und rosafarbene Servietten wirbelten wild um mich herum. Da das Fenster offen war, war das Heulen des Zuges noch deutlicher zu hören. Wir rasten mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die Nacht. Langsam fing ich an, mich unwohl zu fühlen, und kurz hatte ich den Gedanken, dass es vielleicht besser ist, wenn ich wieder umkehren würde, aber das war unmöglich, aus irgendeinem Grund, musste ich weiter gehen. Dann fing ich an, mir Sorgen um meine Eltern und um meine Schwester zu machen. Ich ging weiter, bis ich zu einer Tür kam, dahinter sind bestimmt die Lokführer. Ich fühlte mich etwas erleichtert, denn auf der letzten Strecke war ich keiner Seele mehr begegnet. Die Vorstellung mit ihnen sprechen zu können, gab mir Hoffnung. Vielleicht könnten Sie mir viele Interessante Dinge, über diesen Zug erzählen. Was aber, wenn die Tür nicht zu öffnen ist? Dann bliebe mir nichts anderes übrig, als wieder umzukehren. Doch sie ging auf, dahinter war es relativ dunkel, nur ein gelbes Notlicht zeigte mir den Weg zum Zugführer. Ich ging weiter und bald sah ich ein Fenster, das die Gleise vor uns sichtbar machte. Sie flogen förmlich unter uns hindurch. Ich ging näher heran und sagte leise Hallo, ich wollte niemanden erschrecken. Ich blickte kurz links aus dem Fenster, die Bäume rasten sehr schnell an uns vorbei, wie schnell wir wohl sind? Überlegte ich. Ich ging weiter und als ich dort ankam, wo sich der Zugführer hätte aufhalten müssen, sah ich nur die verstaubten Instrumente und einige verlassene Lichter, die blinkten. Ich fühlte Verzweiflung, da es niemanden gab, der den Zug fuhr. Ich fühlte Angst. Ein offenes Fenster wirbelte ein Blatt Papier durch die Luft. Eine schreckliche Tatsache: Wir rasen führerlos in ein Nichts. Ich dachte an meine Schwester und an ihre Ahnungslosigkeit, dann fing ich an zu heulen. Ich musste laut schreien, ich schrie mir die Kehle aus dem Hals, fast lauter als das Heulen des Zuges…
„bring me closer to god“ — An diesem Tag begann ich zu verstehen, dass die lineare Vorstellung von Zeit eine trostlose Sache ist, eine fahrt direkt in das Herz der Erstarrung.
Diesen ganzen Schund zu lesen und zu leben, wo es immer wieder um das selbe geht, immer geht es um Männer, ob als Held oder nicht als Held, um Frauen, Kinder, Autos, Berufe, Beziehungen, unendliche Geschichten von Beziehungen, unendliche Geschichten über große Lieben, Dramen, über verzweifelte Menschen, glückliche Menschen, Blumen, Berge, erfolgreiche Menschen, verlorene Menschen, verlassene Menschen, verkrüppelte Menschen, ob reich oder arm, Häuser, die Geschichte welche die Straße schrieb, die Geschichten vom Lande, der Räuber und der Henker, der Zauberer. All diese Dinge machten mich schwindelig, es sind diese Geschichten mit Sinn, ohne Sinn, mit Stil, ohne Stil. Sprachlich gut oder auch miserabel geschrieben. Sie bewegen sich wie ein Komet immer um dieselbe Sache. Ich dachte darüber nach, während ich in einem Café auf genau das blickte, was ich eben aufgezählt hatte. Die Köpfe blickten umher, es gab da weibliche, männliche, mit langen, mit kurzen, schwarzen, zerzausten, guten und schlechten Frisuren. Ich könnte eine Liste machen, die bis zum Mond und zurück reicht. Ich entschied mich, auf den Zucker zu verzichten und rauchte eine Zigarette. Und eine Erinnerung, die mir unerwartet in den Sinn kam, schoss tatsächlich den Vogel ab. Es war die Erinnerung an eine Tenne, ich saß damals mit meiner ersten großen Liebe vor dem offenen Kamin und trank Holunderbeersaft. Da ich etwas kränkelte, war ich in Decken eingewickelt. Der Saft schmeckte süß-sauer und war sirupartig. Zum glück ist diese Zeit für immer passe.
Mir ging es dadurch nicht besser, aber ich trank ihn wie verrückt. Als wir ins Bett gingen, hatten wir anstrengenden Sex. Morgens aß ich Jogurt und dazwischen schworen wir uns die ewige Liebe. Irgendwann wurde es komisch zwischen uns, denn ich fing an mich für andere Frauen zu interessieren, und dann hat sie mich eines Tages, auf einer Mauer sitzend, bei einer Wiese, umarmt und mir gesagt, dass sie mich nicht mehr liebt und das war’s dann mit uns. Ich nahm es gleichgültig hin. Nichts war von großer Bedeutung, übrig blieben diese alten Geschichten, verflossene Lieben, zerrüttete Gefühle, geplatzte Kondome.
Nachdem ich so einige Tage vor mich hin lebte, schön brav mein Konto plünderte und in Büchereien herumhing, Klamotten kaufte, CDs nach meinen Favorits durchstöberte, saß ich irgendwann in einem Café und lachte mit versteinerter Miene ein Lachen, das leider niemand vernahm.
Die Frau mir gegenüber sah sehr gut aus, hatte den zur Zeit üblichen Pferdeschwanz, ein blau-rot bedrucktes T-Shirt, ihr Freund mit grünem Anorak und Jeans voller sichtbarer Nahtstellen, er trug diese Turnschuhe, die sind jetzt der letzte Schrei. Ich schaue auf die schwarzhaarige Schönheit, sie hatte diesen gleichgültigen Gesichtsausdruck, der ähnlich wie die Turnschuhe einfach dazu gehört, den rein gar nichts zu beeindrucken schien, schon gar nicht ich. Es ging ihr möglicherweise ähnlich wie mir oder auch nicht, woher kann man so was wissen?
An irgendeinem Tag, in wilder und gewohnt gehetzter Manie, rannte ich von einer Bar zur anderen, auf der seltsamen Suche nach zerstreuender Unterhaltung, wie sie zum Beispiel durch Sex, mit einer Frau, zu finden ist. Sicher, es gibt andere und wahrscheinlich bessere Möglichkeiten sich zu zerstreuen. Ich denke da an gute Filme, oder zum Beispiel in ein Kino gehen oder so was in der Art. Aber Sex erschien mir zu diesem Zeitpunkt als das beste. Dies schlug jedoch fehl und so zog ich gesenkten Hauptes in mein neues Zuhause, mein fremdes Zuhause, mein einziges Zuhause das keines war. Ich steckte mir eine selbst gedrehte Zigarette in mein Gesicht. Den Nachhauseweg verbrachte ich mit Gewalt Fantasien, ich stellte mir vor, wie ich die Menschen die mir entgegenkamen blitz schnell in mein Mund zog, dann stellte ich mir vor wie ich sie in Windeseile bis auf die Knochen ablutschte und die Knochen, weiß und blank, auf die Straße spuckte. Im Grunde suchte ich nach Antworten wie andere Geld. Geld ist für mich keine Antwort, höchstens eine Möglichkeit, genügend Freiheiten zu haben, um wiederum einige Fragen besser klären zu können. Zumindest einige, um nichts anderes ging es mir. Das, wonach ich suche, erfordert bestimmt etwas Geld. Das Gefühl lässt sich schwer abschütteln. Eines ist gewiss: auf der Straße rum hängen bringt dich nur noch näher an den Reißwolf. Was sind die Kräfte, welche Spielfiguren, puppenhaft einen Zug nach dem anderen vollführen lassen, gleich Marionetten, die nicht wissen, dass sie an Fäden hängen. Hinter das ganze möchte ich steigen, was ist der Plan? Wer spielt das Spiel hier? Und welche Rolle spiele ich, wenn ich überhaupt eine spiele? An wessen Fäden hänge ich? …
Häuser stürzen ein, sie stürzen manchmal sehr schnell ein, manchmal zerfallen sie ganz langsam. Wenn sie einstürzen, befinden sich ab und zu Menschen darin und manchmal brechen sie verlassen zusammen. In Kriegen werden Menschen getötet, es fallen Soldaten auf die Erde und stehen dann nicht mehr auf. Es gibt Hinrichtungsmethoden wo man die Köpfe von Menschen abschlägt, die dann ebenfalls auf die Erde, in den Dreck fallen, ein stummer verstaubter Blick, der gebrochen nirgendwo mehr hin schaut. Man kann auf der ganzen Welt abgefallene, zusammengebrochene oder abgehackte Dinge finden. Man kann so was auch filmen und die Filme dann anderen Menschen zeigen. Filme oder Bilder von abgefallenen, zusammengebrochenen bzw. abgehackten Dingen erzeugen gewöhnlich einen verstörten Gesichtsausdruck. Je nachdem, was als Ding im Sand auf der Erde oder im Dreck liegt. Es gibt Leute die leben von diesen verstörten Gesichtsausdrücken und kaufen sich davon ihr Essen.
Ich betrachte ein Blatt, das gerade auf die Erde fällt. Kann man über das Wetter bestürzt sein? Ich bin es, ich empfinde Bestürzung über die leeren Äste. War es wieder Herbst, der Baum sieht kahl aus, erst kürzlich war Sommer, dann war wieder Herbst, kürzlich war Winter, ein Winter wo man heftig friert, ich sehe die Gezeiten vorbei ziehen, mal ist Frühlind, dann wieder Sommer im nächsten Moment Herbst und wieder Winter, im Moment ist der Ast kahl und das Blatt liegt am Boden, ein Wind fegt durch die Straße, ich stecke meine Hände in die Hosentasche, mal stehe ich an einem Fenster und schaue nach draußen, dann warte ich auf eine Straßenbahn, mal steig ich irgendwelche Treppen nach oben, dann wider nach unten, mal kau ich Kaugummi oder steck mir eine Zigarette in mein Gesicht, mal esse ich ein Ei, dann stehe ich vor einem Schaufenster und betrachte die Auslage, gehe durch einen Park, betrachte die Bäume, die Leute, die Straße, den Boden, das Leben, mal sitze ich in meiner Küche herum, gehe an Autos vorbei, stehe im Regen, an eine Hauswand gelehnt, einem Hund hinterher blickend, dann warte ich auf eine U-Bahn, steige ein, setze mich oder bleib stehen, steig wieder aus, mal erscheint mir der Menschenstrom langsam, wie in Zeitlupe dann wieder schnell und hysterisch, meine Zeitkoordinaten sind durcheinander, ich hab es vergessen, ich hab zu viel vergessen, ich setzte mich auf die Bettkante und halte mir eine Murmel ganz dicht vor ein Auge, ein Universum in dem kleine Luftblasen eingeschlossen sind und um eine blaue Wolke verharren. Irgendwann im Bett wälze ich mich von einer zur anderen Seite. Am nächsten Morgen hatte ich wieder vergessen, wann ich letztendlich eingeschlafen bin. Die Erinnerung daran, der genaue Zeitpunkt war verschwunden. Es gelingt mir nicht bestimmte Dinge festzuhalten, sie entziehen sich meiner Kontrolle, zerbrechen in meinen Händen. Nun ist es Nacht, das ist nichts besonderes, es wird jeden Tag dunkel. Ich stand wieder auf, einige der letzten Postkarten in meine Manteltasche steckend, die ich kürzlich geschrieben hatte und ging durch die Straßen meines Wohnviertels. Ich fand einen nicht funktionsfähigen Briefmarkenautomaten, er zeigte auf seinem Display eine Fehlermeldung, aber es ist nicht schlimm, dass ich keine Briefmarken bekomme, es macht nichts. Ich werfe die Postkarten ohne Briefmarken in den Briefkasten. Mit den Händen in meiner Manteltasche ging ich durch die Nacht, in Richtung meiner Wohnung. Gewöhnliche Gedanken spielen in meinem Kopf fange, jeder will der Schnellste sein.
Morgen sollen zwei Dinge für mein geistiges Wohlbefinden sorgen, eine Geburtstags Feier einer alten Freundin, das andere eine Party. Wobei, es kann gut sein, dass ich bereits auf der Party war und die Geburtstagsfeier ist wahrscheinlich auch schon gelaufen, ich könnte zu meinem Kalender gehen, der hängt an der Wand, wenn ich davor stehe sehe ich Zahlen und Monatsangaben, ich hatte vergessen ob es Dezember ist, es kann gut sein das wir schon April haben, ich betrachte die Zahlen und die Namen der Monate, die Murmel in meiner Hand fühlt sich kühl an, diese Zeitlosigkeit, etwas bestürzt betrachte ich die Möglichkeit, dass doch keine Party morgen stattfinden wird, genauso wenig eine Geburtstagsfeier, wann hatte ich das letzte mal Geburtstag? Mein Blick schweift über den Kalender, bis ich das Interesse an dem Thema verloren hatte. Die Murmel fällt auf den Holzboden, sie kullert irgendwo hin, wohin ist egal. Viele Stunden habe ich schon mit diesem Geist verbracht! diesen Stimmen gelauscht, diesen Worten gelauscht. Auf dem Weg nach Hause hatte ich mich entschieden, ein Bier zu trinken. Zuerst saß ich an der Bar. Nachdem zwei Frauen gegangen waren, hab ich mich auf den leeren Platz gesetzt, er erschien, mir bequem. Dort saß ich, trank das Bier und ging. Es war nichts, rein gar nichts, außer dem was halt ist. Als Mr. Nobody schlenderte ich nach Hause, kaufte mir noch ein Bier im Laden von nebenan und nun setzt mich wieder auf die Bettkante, die Murmel lag noch an derselben Stelle. Ich höre Musik und denke daran, bald zu schlafen, in der Hoffnung, morgen mehr zu erleben. Manchmal betrachte ich den Himmel von meinem Fenster aus, des Nachts oder am Tage. Und irgendwo am Himmel schoben sich Wolkenmassen zusammen, vielleicht ist ein Sommergewitter in Vorbereitung. Ich ahnte nichts, rein gar nichts. Ging es nur mir so? Ich hatte die Zigarette in meiner Hand vergessen, der grelle Schmerz bewirkte, das die Zigarette auf den Holzboden fällt, ich hebe sie wieder auf und drücke sie aus. Nichts soll heute mehr irgendwo hin fallen. Genug Bestürzung über verstörtes.
Zahlenfolgen
Während meiner Schulzeit verbrachte ich regelmäßig die Wochenenden bei meinen Großeltern, die Schwester meiner Großmutter hatte eine Tochter, die war blind. Ich hatte sie immer ganz gern in ihrem Zimmer besucht. Da sie blind ist, brannte in ihrem Zimmer selten Licht und ich fand es immer sehr aufregend, bei ihr zu sein. Wir konnten immer ausgezeichnet miteinander reden. Ja Ich mochte sie sehr, sie hatte auf so vieles was zu sagen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber irgendwie haftete ihrem Blind sein etwas an, das ich wohl mit Weißheit verwechselte, dabei war es einfach ein Stück weniger Leben, wobei, ich kann mich auch irren und sie hatte doch einen direkteren Draht zu gewissen spirituellen Bereichen. Eines Abends kam ich in ihr Zimmer und wie so oft, saß sie am Boden auf ihren Knien und lauschte ihrem Weltempfänger, sie hatte meistens einen Sender im MW- oder KW- Bereich eingestellt und der Klang dieser Frequenzen hatte etwas ausgesprochen apokalyptisches, die Stimmen klangen so, als würden sie allesamt aus einem Katastrophengebiet berichten oder aus einem anderen Sonnensystem. So war es auch an diesem Abend. Doch was ich am seltsamsten fand, war diese Frauenstimme, die immer mahl wieder zu hören bekam, es schien immer dieselbe Stimme zu sein. Es war alles auf Englisch und es waren nur Zahlen, meine Großkusine saß schweigend auf ihren Knien in ihren ewig grau beigen Klamotten und lauschte wie ich dieser Stimme. Sie hatte bemerkt, dass ich in ihr Zimmer gekommen bin, doch sie rührte sich nicht. Die Stimme sagte auf englisch 1-2-5, dann war Pause, dann 3-2-1, dann wieder kurze Pause, dann 0-0-2, dann Pause und so ging das die ganze Zeit in diesem immer gleichen Tonfall, KW-Sound Tonfall. Komischerweise sprachen wir nie darüber, später hab ich dann an meinem Radio öfters nach dieser Frauenstimme gesucht. Es waren vielleicht so was wie chiffrierte Nachrichten für irgendwelche Geheimdienste oder so was in der Art. Ich hatte in Wirklich keinen blassen Schimmer, weshalb das so fesselte. Irgendwie sah ich dahinter eine Welt, die jenseits meiner Welt existierte und von der niemand etwas wusste. Ich schätze, dass es genau das war, was mich so ungemein faszinierte. Es sollte Dinge geben, die geschahen einfach und diese Dinge zogen sich wie Dornenhecken durch meine unbescholtene Welt. Diese Lichter an einem fremden Himmel, waren sie rot oder waren sie grün? Dieses Sperrfeuer eines längst erloschenen Krieges.
Über der Tür hängt ein Windspiel, seine Klänge erfüllen hier keinen Zweck mehr, stürzen niemanden in Träumereien, obgleich ihnen etwas asiatisches anhaftet.
Die da sind; kleine Gläschen, Kinderunterhosen, Puppenkleidung, Zahnprothesen, elektronische Bauteile, Luftschlangen etc.
Die Luft ist heiß. Vor der Tür, auf der Veranda sitzt ein alter Mann auf einem Schaukelstuhl mit einem in Falten zerlegten Gesicht. Seine Haut sieht verbrannt aus und die Wangenknochen scheinen durch die dünne, trockene Oberfläche hindurch.
Er schießt mit seiner Flinte ab und zu auf Schlangen, die sich nahe dem Haus,
über den staubigen Boden schlängeln. Und jedes Mal, wenn der alte Mann schießt, erklingt das Windspiel, es wird von der Druckwelle bewegt.
Mein Mund fühlt sich trocken an, hier gibt es nichts Flüssiges,
hier gibt es nur Staub und heiße Luft. Die Ketten, die an den Haken zum Boden herab hängen bewegen sich so gut wie gar nicht, beinah ruhelos schweben sie senkrecht in diesem flimmernden Gasgemisch.
Unbeachtet vom Wind liegen die Schreie der gefolterten, als Staubflocken in den Ecken herum.
Auf einem Edelstahl Tisch liegen rasierklingenscharfe Edelstahl Messer, Bohrer und Säge Werkzeuge.
Sie wurden von mir dort hingelegt.
Ich binde mir einen weißen mit bunten Blumen bedruckten Kittel um,
der Kittel hing an einem rostigen Haken, den irgendjemand mal vor etlichen Jahren, an eine Holztür genagelt hatte.
Dann gehe ich zu einem verstaubten Waschbecken in dem ein Paar alte, spröde Gummierhandschuhe herum liegen. Ich ziehe mir die Gummihandschuhe über meine Hände.
Es erfasst mich ein leichtes Frösteln.
Dann gehe ich zu dem Edelstahltisch und überprüfe mein Werkzeug.
Insbesondere die Schärfe der Klingen.
Ein schmales, langes, blank poliertes Messer fesselt meine Aufmerksamkeit ganz besonders.
Auf der Klinge spiegelt sich mein Gesicht. Ich berühre mit einem Finger die Messerspitze.
Die Vergangenheit fällt mit der Gegenwart zusammen, die Zukunft fällt mit der Gegenwart zusammen.
All die Zeit verdichtet sich auf dieser Messerspitze. Die Zeit verteilt sich auf der Klinge und es gibt nichts mehr, nichts mehr, dass mich von irgendetwas trennen könnte.
Je nachdem wie ich das Messer halte, verändern sich die Lichtreflexe auf der Klingenoberfläche, und im Gegensatz zum Rest, ist mein Werkzeug blank poliert.
Der Staub, die Zeit; hier an diesem Ort endet die Zeit, endet der Staub, hier bestimme ich den weiteren Verlauf des Lebens.
Ich lege das Messer wieder zu den Anderen.
In einer Ecke des Raumes steht ein Stuhl, Ein Metallstuhl mit einem runden Drehsitz.
Auf dem Stuhl liegen Klebeband und eine Stahlschlinge.
Es gibt einen Job zu erledigen. Ich bin hier um ihn durchzuführen.
Für mich ist es keine Frage der Zuverlässigkeit; sondern des Anstandes ihn zu erledigen.
Neben Dem Tisch, auf dem die Werkzeuge liegen, gibt es noch einen anderen Tisch.
Dieser Tisch misst eine Länge von ungefähr zwei Meter, und eine Breite von einem Meter, und in der Höhe misst er eine Länge von einem Meter und dreißig Zentimeter.
Der Tisch ist aus demselben Material wie die Messer es sind, Edelstahl.
Im Grunde lässt sich mein Job in einigen wenigen Sätzen beschreiben.
Im Keller befindet sich ein 28 Jähriger Mann- ich soll ihn zerlegen.
Wenn ich ihn letztendlich in seine Einzelteile zerlegt habe, dann wird sein Leben
zu Ende sein. So einfach ist das!
Als erstes werde ich ihm einige Milleliter eines ziemlich effektiven Alkaloides spritzen.
Dass sollte ihn erstmal lahm legen.
Danach lege ich ihm eine Kanüle in eine gut erreichbare Schlagader,
damit sein Herz sämtliches Blut in einen Plastikschlauch hinein und aus seinem Körper hinaus pumpen kann. Im Grunde erledigt er sich selber, ich helfe nur etwas nach, stelle die Weiche.
Nach ungefähr drei bis acht Minuten wird er leblos, und Blutleer vor mir auf dem Tisch liegen.
Danach werde ich den Körper in seine Einzelteile zerlegen.
Ich mache so was sehr fachmännisch, meine anatomischen Kenntnisse werden mir dabei behilflich sein.
Es geht nichts über eine fundierte Ausbildung, gar nichts!
Ich werde die dafür notwendigen Schritte durchführen, eine Reihe von exakten Schnitten und gezielten Eingriffen, mehr nicht. Das ist alles. Ich schaffe Ordnung.
Ich bin nicht im Geringsten an der Person an sich interessiert.
Wer auch immer sie ist. Wenn sie zerlegt ist, ist mein Job getan. Dann gehe ich.
Ich weiß nicht wohin. Ich komme von nirgendwo her.
Es gibt einige, äsethische Prinzipien die ich während meiner Arbeit berücksichtige,
an die ich mich halte.
Ich mag zum Beispiel kein Gulasch, kein blindes, tollwütiges Gemetzel.
Man muss nicht grob und verrückt dabei aussehen, wenn man etwas kaputt macht, wenn man etwas zerstört,
das ist ein Irrtum.
So was kann auch anders ablaufen. Der Tod bekommt dabei nichts gewalttätiges,
er ist lediglich der Endpunkt eines fliesenden Übergangs.
Mehr nicht. Auf überflüssiges bla bla lasse ich mich bei meiner Arbeit niemals ein.
Wenn der Job erledigt ist, werde ich auf meinem Konto eine nette Summe Geld vorfinden.
Mit Emotionen kommt man da nicht weiter. Nicht in der Branche.
Meine Lieblings Kreaturen sind Insekten, bei denen existieren von vorneherein
keine Emotionen. Die Gesichter bleiben immer dieselben, egal was sie tun.
Ob sie sich gegenseitig auffressen, sich gerade begatten, oder eben mal sterben.
Eine gute Arbeit zu machen, erfüllt mich mit Stolz.
Dann verlasse ich die Bühne wieder. Verschwinde aus dem Blickfeld. Bis der nächste Job auf mich wartet.
Nun aber an die Arbeit.
In einer Hand das Klebeband in der Anderen die Schlinge gehe ich einige Treppestufen nach unten,
in einen Keller.
Ich stehe vor einer verschlossenen Holztür. Dahinter befindet sich der Mann.
In meiner rechten Kitteltasche befindet sich die Spritze, die das besagte Alkaloid beinhaltet. Ich öffne mit einem Schlüssel die Tür und betätige einen Lichtschalter.
Da liegt er! am Boden! sein Gesicht ist von den Schlägen eines groben Menschen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Anders kann es nicht gewesen sein.
Er ist offensichtlich bewusstlos. Ich knie mich neben ihn auf den Boden und
betupfe mit einem sauberen Taschentuch seine Wunden im Gesicht.
Er ist an Händen und Beinen gefesselt. Dann öffnen sich schlagartig seine Augen. Sofort unternimmt er ziellose Anstrengung sich zu befreien.
Erstaunt betrachte ich das Geschehen. Noch bevor er seinen Mund öffnen kann, klebe ich ein Stück Klebeband darüber. Er macht einen sehr verärgerten Eindruck. Ich denke das ist verständlich. Es wird nicht ganz einfach sein Ihn auf den Tisch zu bekommen. Am Besten fände ich es, wenn ich ihm das einfach sagen könnte und
er es dann einfach täte. Dann könnte ich mit der Arbeit gleich beginnen, und ich würde mir viel Plackerei ersparen.
Aber so läuft das leider nicht. Er liegt da und strampelt vor sich hin, im Grunde Mutterselen allein.
Er sieht aus wie eine Schildkröte die inmitten einer Wüste auf dem Rücken liegt, und nicht mehr von der Stelle kommt. Ich fühle die Spritze in meiner Tasche, das Alkaloid wird in Bälde in seinem Körper seine Bestimmung erfüllen. Ich empfinde Ekel über dieses Ringen, dieses Winden, diesen unbändigen Willen zu überleben.
Seine aufgerissenen Augen starren mich an.
Ich rieche förmlich wie sie mich anflehen, mich anwinseln, mich hassen, mich zu überreden versuchen.
Ich mache meinen Job und damit basta, ich muss schließlich auch meine Miete bezahlen.
Jeder hat seine Miete zu bezahlen.
Wir kennen uns nicht, und das ist auch besser so!
Es ist nicht ratsam jemanden näher kennen zu lernen, niemals ist es dass,
man verliert dadurch nur seine Objektivität, man würde zu sehr in das Leben eines Anderen verstrickt werden,
in diesen Haufen aus Fleisch, Blut und Knochen.
Ich drücke ihm gelassen das Alkaloid in seine Blutbahn. Seine Versuche sich zu wehren bleiben natürlich erfolglos.
Sogleich entfaltet es seine Wirkung, wie auf wunderbare Weise werden seine Bewegungen langsamer,
bis sie schließlich ganz zum Erliegen kommen.
Der Anblick erinnerte mich an das blöde Blechspielzeug, das ich als Kind immer
von meiner dummen Mutter geschenkt bekommen habe. Immer dann, wenn ich besonders artig war. Das war Ihre Vorstellung von einer vernünftigen Erziehung.
Sicherheitshalber lege ich ihm die Schlinge um den Hals.
Es ist wahrlich keine einfache Sache einen ausgewachsenen Mann,
der wie ein nasser Sack Kartoffeln am Boden liegt, auf die Beine zu bekommen,
und ihn, in diesem Zustand eine Kellertreppe nach oben zu schleppen.
Ich schneide ihm die Fesseln an den Fußknöcheln mit einem meiner polierten
Messer durch. Die Hände lasse ich zusammengebunden.
Er liegt auf dem Tisch, die Hände liegen erschlafft neben seinem Brustkorb.
Ich lasse die Schlinge um seinen Hals, das andere Ende der Schlinge hängt
am Tisch herunter, unmotiviert baumelt es in der Luft.
Ich hab ihn so voll gedröhnt, dass er jetzt alles mit sich machen lässt.
Besser ist es. Anders wäre das ganze nicht zu machen.
Ich schiebe ihm vorsichtig aber gezielt, eine Kanüle in die Halsschlagader.
Doch- wer hät´s gedacht? Sie ist verstopft! Wie dumm!
Kein Durchkommen für gar nichts, geschweige denn von Blut.
Ich muss sie austauschen. Ihm eine funktionsfähige Kanüle an einer anderen Stelle setzen.
Denn wenn ich die jetzt einfach rausziehen würde, dann könnte das eine ziemliche Sauerei ergeben.
Und so was widerstrebt mir doch sehr.
Wie es aussieht, habe ich ein kleines, nicht vorhergesehenes Problem.
Nun gut, es ist wie es ist. Noch sitze ich auf dem Drehstuhl, bestrahlt vom gleißenden Licht einer alten Halogenlampe, eine alte Stehlampe, die ich einst einem sterbenskranken Zahnarzt abgekauft hatte.
Ich vermute, dass es das letzte Geschäft war, das er tätigte.
Ich betrachte stumm meine Hände, die vergilbten Gummihandschuhe evozieren bei mir sehr unappetitliche Assoziationen. Meine Hände sehen aus wie zwei tote Larven einer Fliege.
Die Fliege, eine hässliche Variante des Schmetterlings.
Dann stand ich auf und ging zu einem vergilbten und eingestaubten Wandschrank.
In diesem befinden sich so allerhand brauchbare Sachen, Dinge die man in meinem Beruf braucht.
Ich öffne den Wandschrank und wühlte mich durch Spritzen, kleine Gläschen und allerhand anderes Zeug. Um an eine frische Kanüle heran zu kommen, musste ich viel von den anderen Sachen zur Seite schieben.
Ich kann mich nicht mehr an den Grund, die Ursache, meines Fehlschlages erinnern.
Es hatte den Anschein, dass ich zu unvorsichtig gewesen worden war,
oder möglicherweise war ich auch nur zu müde.
Jedenfalls war die Dosis definitiv zu gering. Die Dosis die ich ihm
in seine Vene gespritzt hatte. Anders konnte es nicht gewesen sein.
Denn er stand, wie aus heiterem Himmel, plötzlich hinter mir.
Meine Nachlässigkeit hatte wahrlich Gestalt, Form und Charakter angenommen.
So was könnte ein Anderer sicher als Berufsrisiko abtun, nicht ich!
Ich konnte mich nicht mehr schnell genug umdrehen, als ich auch schon eines meiner eigenen Messer in meinem Rücken stecken hatte.
So ein Pech aber auch. Ein kalter, klarer Schmerz, der nicht mehr zu tolerieren war,
bestimmte von nun ab mein Leben, entschied über meine Zukunft und schloss mit meiner Vergangenheit ab.
Bald würde sich meine Lunge mit Blut gefüllt haben. Das war mein erster Gedanke. Zu viel Blut in der Lunge ist nicht gut. Der Mann riss mich herum, er stand jetzt direkt vor mir und das Messer drückte sich, da er mich rücksichtslos gegen die Wand presste, noch mehr in meinen Rücken;
als hätte es nicht schon genug schaden angerichtet.
Dann schlug er wild und unbeherrscht mit beiden Fäusten in mein Gesicht.
Sein Verlangen nach Rache war nicht mehr zu bändigen.
Er malträtierte mich so sehr, bis ich nur noch schwarze Flecken sehen konnte.
Binnen weniger Sekunden machte er Hackfleisch aus mir.
Hysterisch stach er mit einem anderen, viel längeren Messer auf mich ein.
Stach mir mitten ins Gesicht, in den Hals, in die Augen, unzählige male in den Rumpf,
irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen.
Er ging dabei nicht besonnen vor.
Durch sein unprofessionelles Verhalten machte er sich bei mir nicht beliebt.
Schnell wurde mir klar, dass er nichts davon verstand.
Es war alles, nur nicht professionell, wie er mich fertig machte.
Ich hätte ihn am Liebsten auf den Drehstuhl gesetzt, und ihm eine Vortrag
darüber gehalten wie man so was richtig macht;
aber ich hatte ein anderes Problem.
Ich ging, währenddessen er mich auf bestialische Weise zerstückelte, geistig noch mal all meine Handlungen
durch, einen Schritt nach dem anderen.
Ich suchte nach meinem Fehler, wo war der Fehler? Was hatte ich falsch gemacht?
Falsches Gläschen, nach dem ich gegriffen hatte?
Eine unleserliche Beschriftung? Noch nie ist mir so was passiert,
noch nie hatte ich die Dosis zu niedrig angesetzt. Was war nur los mit mir?
Bis jetzt hatte sich noch keiner beschwert.
Noch nie ist jemand so durchgedreht, nachdem ich ihm etwas in seinen Blutgreislauf gespritzt hatte.
Doch wie es aussieht, hatte ich mich heute dabei vertan.
Das war sehr ungeschickt von mir.
Das Resultat war, dass ich nun in dieser unappetitlichen Pfütze aus Fleisch und Blut lag.
Wie schnell so was gehen kann.
Ich rieche den modrigen, von Holzwürmern zerfressenen Boden. Die schweren rostigen Ketten die von der Decke herab hängen bewegen sich hin und her, wie ein ausgewachsenes Kornfeld, dass
von einem frischen Wind am frühen Morgen hin und her geweht wird.
Nachdem ich für den jungen Burschen ungefährlich und auf dem Holzboden verteilt, herum lag,
rannte er wie von einer Tarantel gestochen aus dem Haus.
Alles nur Denkbare dabei zu Boden reisend.
Ich fühlte den dumpfen druck einer Schallwelle.
Der alte Mann im Schaukelstuhl auf der Veranda hatte offensichtlich
eine herumstreunende Schlange erledigt.
Das Windspiel versprüht, sein asiatisches Flair.
Ein Feld aus herabhängenden rostigen Ketten- hin und her wiegend.
Die Zeitlosigkeit die sich eben noch auf der Spitze des Messers befand
floss über die Klinge, und verteilte sich im restlichen Raum.
Die Staubflocken wirbelten ungehalten durch die Hitze,
bis sich das letzte Echo in dem ahnungslosen, azurblauen Himmel verloren hatte.
Die Zeit fing langsam an sich wieder zu entfalten.
Als hätte sie sich von etwas erholen müssen.
Meine Vergangenheit trieb ins Vergessen.
Und irgendeine Zukunft rollt sich vor mir aus;
wie ein roter Teppich lag sie nun vor mir.
Es ist schön zu wissen, dass dieses Spiel nirgendwo ein Ende hat.
sie pickt an einem auge herum
es ist nicht so schlimm wie es aussieht
Chirurg 01: Chef was steht an?
Chirurg 02: wo brennts?
Chirurg 01: welche Konservendose soll auf?
Chirurg 01: ja klar, das Ich herausschneiden, wir sind start klar.
Chirurg 02: it is Showtime!
Chirurg 03: finden und zerstören. Wo ist das Ichfleisch.
(die Chirurgen machen sich an die Arbeit, lassen die Motorsäge an und umkreisen Memento. Dr. Memminger reibt sich die Hände)
Memminger: Da rollt der Rubel. Ich sehe mich schon auf einer der nächsten Titelseiten.
(während die Chirurgen mit irgendwelchen komischen Handlungen beschäftigt sind ihre Witze reißen und Kaugummi kauen läuft Memminger hin und her streicht sich die Haare glatt und labert dummes Zeug vor sich hin, nach ungefähr 1 Minute taucht die kranke Schwester auf und tuschelt Memminger etwas in´s Ohr dann verschwindet sie wieder, es tauchen My und Ny in viel zu großen braunen Trenchcoats und Sonnenbrillen auf. Ny hat eine schwarze Aktenmappe unter ihren Arm geklemmt, sie bleiben stehen und schauen sich um, dann zieht Ny die Rechnung einer Waschmaschine aus der Aktenmappe)
Ny: Dr. Memminger, wir müssen diese Person konfiszieren, tut uns wirklich leid. Mit sofortiger Wirksamkeit, ähm bitte eine Unterschrift! Am besten hier!
Memminger: wer sind sie?
My: Die offizielle Vertretung der Abteilung für innere Sicherheitsangelegenheiten, versteht sich von selber oder? nun wenn ich bitten darf! Eine Unterschrift
(die Chirurgen halten inne und starren Ny und My an)
Chirurg 01: wer sind die?
Ny: Die offizielle Vertretung der Abteilung für innere Sicherheitsangelegenheiten, versteht sich von selbst oder? nun wenn ich bitten darf!
Memminger: das können sie nicht machen, wir sind kurz vor einem revolutionären Einbruch, Durchbruch.
My: ja klar nicht zu übersehen.
Ny: kennen sie eigentlich unsere lustigen Handpuppen schon? (My zieht ihre Hände aus dem Trenchcoat, auf ihren Händen trägt sie zwei Handpuppen)
My: (verstellt die Stimme und wackelt mit der Handpuppe herum) wir haben einen schriftlichen Beschluss erwirkt. (wackelt mit der anderen Puppe herum) ja einen sehr schriftlichen, hier bitte eine Unterschrift.
Ny: die Herren suchen scheinbar ärger mit einer Totalitären Sturmtruppe, die keinen Spaß versteht?
My: Die Revolution des Verstandes beginnt genau hier und jetzt, sie abgefuckter Schwachkopf, der einzige Ort an dem sie die einfältige Larve vor finden, ist in ihrem Schädel! ! Und jetzt übergeben sie uns diese Person oder wir zertretenen sie ganz einfach zu Matsch.
Ny: Ja genau, zu Matsch! ! !
Es sieht fast so aus, als würde es keine Bremsen mehr geben. Ich als ubgefuckter Zyniker sitze ich Stern-Hakel voll an der Theke und wenn sich neben mich ein frisch verliebtes Pärchen setzt, sich gegenseitig küsst, umarmt usw, lache ich hämisch in mein Glas ein ekliges Lachen und denke mir, wer wohl wen aus dem fahrenden Auto kickt? Eine Wand rückt näher, vielleicht tut sie das auch nicht. Es könnte alles nur ein Hirngespinst von mir sein, alles nur mein eigener Film, eigener Frust, die eigene Scheiße in der ich sitze. Wenn die Türen knallen- soll man dann wach werden? Die geschminkte Frau zieht ihren Baumwoll- Minirock nach oben und setzt sich frontal auf meinen Schoss, ihre Schenkel an meine Beine gepresst, auf dem Schwanz kreisende Bewegungen machend, „ich ficke Dich, dann verlasse ich Dich“
Man möchte niemanden mit in sein eigenes Verderben ziehen. Diese vielen Antworten auf die eine Frage; „…wesshalb ist die Beziehung zerbrochen? …“. Warum hat man sich getrennt? Die Antworten klingen oft sehr fadenscheinig, sehr halbherzig; „wir haben einfach nicht mehr zusammen gepasst“, „wir haben uns gegenseitig die Freiheit beschnitten“, „wir sind jetzt gute Freunde“, „…haben uns auseinander gelebt…“ was auch immer für Ausreden erfunden werden, sie klingen irgendwie nicht glaubhaft. Fadenscheinig, wie der Faden einer Spinne die im Sonnenlicht über eine Wiese fliegt. Was da durchschimmert ist möglicherweise etwas ganz anderes. Die verzweifelte Realität bleibt ungesagt am Boden eines Zugedeckten Brunnenschachtes liegen. Ich als Zyniker, der besoffen an der Bar auf einem abgewetzten Barhocker kauert und von einem mitleidigen Barkeeper mit neune Drinks versorgt wird, weiß das es anders ist. Es ist nicht so wie man es hört, die Worte spiegeln nicht dass wie es war. Eine Wand rückt einfach näher und man hat den Anderen aus seinem Leben gekickt weil man nicht wollte das er mit drauf geht. Eine Art Schleudersitz für den Beifahrer. Man konnte kaum seinem eigenen krepieren in die Fresse schauen. Hatte genügend Schwierigkeiten mit sich selber, so heißt es doch oft genug. Was macht den Zyniker aus? Er denkt er kann nicht. Dabei schaut er vielleicht einfach zu lange ins Leere.
Lassen wir das Seidentuch über dem Ast eines Apfelbaumes hängen und passen wir auf, dass uns nicht zu viel Äpel auf den Kopf fallen. Tief durchatmen, am Besten das leere Glas gegen die nächste Wand pfeffern. Reality suck´s.
Ich saß auf der Bettkante und war damit beschäftigt einen Socken über meinen rechten Fuß zu streifen, vertieft darin ob es sich tatsächlich um den selben Socken handelt wie den, welchen ich um meinen rechten Fuß über gezogen hatte. Da Ich mir in dem Moment nicht mehr sicher war, ob man den selben oder den gleichen Socken sagen würde, in so einer Situation, wenn man gefragt werden würde, ging ich kurzer Hand zu meinem dicken roten Wörterbuch und blätterte darin herum. Der Mann in dem klassischen Nadelstreifenanzug erschien irgendwann in dem Türrahmen, hinter ihm die Frau. „Nun sag es“, drängte die Frau. „Ich trau mich nicht“, windete sich der Mann. „Wirst du es jetzt tun oder muss ich dich“… „Nein! “, meinte der Mann in dem klassischen Nadelstreifen Anzug. Ich hielt das rote Wörterbuch in meinen Händen, mit einem Socken am Fuß, den Anderen hatte ich noch in der Hand und war darauf gespannt, was jetzt als Nächstes kommt. Der Mann im klassischen Nadelstreifenanzug sah so aus, als würde er seinen ganzen Mut zusammen nehmen müssen. „Also“, sagte er zögern, „es tut mir wirklich leid aber es war keine pasteurisierte Milch, ich hatte aus wirtschaftlichen Gründen homogenisierte Milch benutzt“. „Du meinst aus Geiz“, fauchte ihn die Frau von hinten an. „Ähem, möglicherweise auch das- Geiz“. Sagte der Mann im klassischen Nadelstreifen Anzug, leicht beschämt. Ich realisierte das ich meinen Mund schon viel zu lange offen hatte und schloss ihn kurzer Hand. „Macht nichts“, sagte ich so selbstbewusst wie nur irgend möglich. Dann trat die Frau vor mich und streckte mir eine Visitenkarte entgegen, „hier die ist für Sie, damit sie wissen wie sie uns finden können“. Ich hielt mir die Visitenkarte vor meine Nase und fing an zu lesen was darauf stand. Milchkaffee Service für Alleinstehende Männer…einfach…Monatsabo 45, 67 Euro, „Moment“ sagte ich, „ich will kein Monatsabo“. Aber die zwei waren schon auf dem Weg zur Haustür, „Sie bekommen die Monatsabrechnung per Post, und du wirst gefälligst heute noch den Unterschied zwischen, naja du weißt schon, lernen und verstehen“. Sie schubste den Mann sehr unsanft vor sich her. Die Tür fiel ins Schloss, ich stand mit meinem Socken und der Visitenkarte in der Hand in meinem Zimmer und war einfach zu verblüfft um zu wissen was als nächstes kommen soll. „Milchkaffee Service für was? “ murmelte ich vor mir her. Der Tag war noch nicht zu Ende. Zumindest hatte ich schließlich meine Kleide angezogen und den Unterschied zwischen, „das Selbe“ und „das Gleiche“ verstanden. Die Seifenblasen vor dem Fenster wurden immer mehr. Das stellte ich ganz beiläufig fest. Auf der Straße, auf dem Weg zu Bäcker, wurde aus der Beiläufigkeit eine glasklare Tatsache. Es kam mir ein Mann entgegen, der war ganz außer Atem. Er behauptete, es sei eine Waschmaschine ausgelaufen und das bald die große Flut Katastrophe eintreffen würde, das jüngste Gericht stände kurz bevor, zu guter letzt sprach er von mehreren Jungfrauen in langen weißen Gewändern, die über den Fluss liefen. War das nicht immer das Privileg von Jesus? „Das ist doch jetzt egal“, sagte er abschließend und rannte davon. Mir drehte es den Magen um mein Hunger löste sich in Wohlgefallen auf. Ich wedelte mit meiner Hand die Seifenblasen von meinem Gesicht weg. Das wird ja immer seltsamer, dachte ich für mich. Eine Idee, die mir unerwartet in den Sinn kam überschattete plötzlich sämtliche menschlichen Regungen in mir. Wie durch Geisterhand zog es mich zu den Flüssen, zu den heiligen Jungfrauen in den weißen Gewändern. Aber wie kam ich auf die Idee, dass es sich um heilige Jungfrauen handelt? Vielleicht waren die ja gar nicht heilig, egal ich ging in Richtung Fluss. Heilig oder nicht heilig. Eine dichte Menschenmenge erschwerte irgendwann mein Weiterkommen. Die Seifenblasen, die durch die Luft wirbelten wurden mehr und mehr, die Seifenblase Dichte stieg an könnte man auch sagen, die Anzahl der Seifenblasen in der Luft wurde größer wäre auch eine Möglichkeit. Ich schaffte es schließlich mir einen Weg durch Menge zu bahnen und stand an einem gusseisernen Geländer. Das Schauspiel, dass sich mir bot war mehr als ungewöhnlich. Drei große weiblich aussehende Gestalten in weißen langen Gewändern standen mit vor ihrer Brust gefalteten Händen auf dem Fluss, über ihren Köpfen summte ein bläulich schimmernder Heiligenschein. Ihre weißen Gesichter sahen ungemütlich aus. Vielleicht könnte ich ihnen eine Frage stellen, ich habe jetzt vielleicht zum ersten mal die Gelegenheit existenzielle Fragen beantwortet zu bekommen und zwar hier an dieser Stelle, von einer dieser heiligen Erscheinungen. Eine Frau die neben mir stand viel gerade in Ohnmacht, ein Mann der hinter ihr steht hatte sie aufgefangen. Fragen die mich seit meiner Kindheit täglich quälten würden nun eine Antwort finden. Ich beugte mich über das Geländer und rief in die Richtung der heiligen Erscheinung. Ich erntet empörte Blicke. Ein Fernsehteam war dabei Kameras aufzubauen und eine Moderatorin sprach in ein Mikrofon. „Könnte ihr mir eine Frage beantworten? “ rief ich so laut wie konnte. Die drei heiligen Frauen nickten Stumm mit ihren Köpfen. „ähem…ja also, wie war nochmal die Frage? “ stotterte ich. „Du musst Dich schon etwas klarer ausdrücken“ sprach eine der Heiligkeiten in einem sehr heiligen Tonfall zu mir. „jah ich wollte wissen…ähem ja was wollte ich eigentlich wissen…“. „Was ist los, fällt dir die Frage nicht mehr ein? “ hörte ich die heilige Stimme sprechen. „ja verdammt noch mal wieso fällt mir Frage nicht mehr ein? “. „ Weil Du sie vergessen hast mein Kind“ hörte ich die heilige Stimme reden. „So wir müssen jetzt wieder verschwinden, unser Auftritt war ein himmlischer Erfolg, adios Menschen“. „So ein Misst“ hörte ich mich fluchen. Die drei heiligen Frauen flogen in die Luft und verschwanden in den Wolken. Ich hätte mir in die Hand beißen können, nun war die Gelegenheit meines Lebens vertan. Mit gesengtem Haupt zog ich von dannen. Ich fächelte die Seifenblasen von meinem Gesicht weg. Wo kommen nur diese verdammten Seifenblasen her? Ach ja die Ausgelaufene Waschmaschine, ähem was für eine Waschmaschine?
Ein Gedanke nach dem Anderen; zerlegt in eine Reihe von Worten, Worte zerlegt in einer Reihe von Buchstaben; verbunden mit dem Klang einer Stimme, und mit einer sofortigen Wirkung- dringt diese Welt in die Meinige; die Invasion der Programme; eine Fernsteuerung, die drahtlose Fernsteuerung.
Dann gleichen sich die Zeiten an, die Übertragung findet statt und wird vollzogen.
Der Feuchtigkeitsgrad meiner Handinnenflächen steigt an, Wasser kondensierte zu winzigen Tröpfchen.
Eine Sprecherin; rotes Kleid, braune Haare- schulterlang, adrett geschminkt, der Mund öffnet und schließt sich synchron zur Stimme, die Augen sollen mich lokalisieren; unsichtbar für ihre Augen sitz ich da. Die Frau im roten Kleid fixiert die violett schimmernde Linse- sie ist für mich nicht sichtbar.
Sie sagt guten Abend und spricht dabei von einem Heute, von einem Morgen, von einem Gestern.
Eine Zunge liegt in Ihrem Mund.
Die Roboter salutierten vor einer hölzernen Marionette, die Marionette hebt den Arm. Das Ganze hat den Anstrich eines Debakels,
einer dräuenden Stimmung; eine Stimmung die heraufbeschworen und als eine vermeintlich Vergangene deklariert wird.
In die Zunge wurden mit einem Skalpell verborgene Botschaften hineingeschlitztt- von wem weiß ich nicht.
In Verbindung mit einem zuverlässigen Anästhetikum tut sowas nicht weh.
Eine Nanopristerin im roten Kleid und stählerne, schwarze Sonnen auf den Brüsten.
Augenlieder kommen unter zeitgemäßer Schminke zum Erliegen.
Es wird wie jeden Abend zur selben Zeit aufs Neue, die Büchse der Madonna geöffnet.
Die Kultur hängt an unsichtbaren Fäden über einem stillen Teich aus schleimigen Froschaugen,
sie schwingend hin und her, gleich einem Pendel jedoch auf verlangsamte Weise.
So- als wöllte man uns die Zeit ins Bewusstsein hämmern!
Die leblose Haut- eine blasse Masse, die mit der künstlichen Präsenz einer technisch einwandfreien Modulation überzogen ist.
Die Marionetten geben sich die Hand, schütteln sie gut durch und schlagen sich dann gegenseitig auf die Schultern; dabei stellen sie sich sofort lebendig.
Ich möchte mir den Juckreiz aus meinem Gesicht kratzen, das geht aber nicht.
Ich empfange den Strom der Informationen.
Und nachdem ich die Tagesration tobenden Wahnsinns- drahtlos, eingeimpft bekam,
schaltet sich der Katodenstrahl auf Null.
Die roten, die grünen und blauen Photonen, Elektronen, Teilchen, Wellen, was auch immer, machen dem schwarzen Schirm platz.
Auf dem Glas des Schirmes spiegelt sich ein Zimmer, ein Stuhl, ein Tisch, ein Schrank, ein Rumpf, irgendwelche Hände und kein Rot mehr.
Eine schwarze Wand rückt angeblich näher; dass sind die Worte- die abgetrennten Bereiche werden eingeführt; dass sind die Worte- die Kammer mit dem Stuhl ist hergerichtet; dass sind die Worte- eine Schere für die Stimmbänder, die Trostlutscher, die Angstsägen und das alles schon in Bälde-
dass sind die Worte.
Irgendein Leben über jeden einzelnen Kopf gestülpt.
Ansichten schießen in die Fressen.
Marionetten stapfen unmotiviert mit Meinungstüten überm Kopf durch das abgebrannte Lummerland.
Mütter wiegen die Kinder zu Asche.
Rohes, angeschnittenes Fleisch, liegt tropfend auf der Bettkante- für die Nacht und den Traum bereit.
Die Übertragung fand statt.
Die Übertragung ist beendet.
Schweiß tropfte auf meine Hose und irgendein Fenster steht weit offen.
Unerbittlich halte ich mich an diesem Anblick der unscharfen Konturen fest.
Dort draußen ist etwas- etwas das nicht gesehen werden will- nicht gesehen werden soll.
Abwechselnd-
Lachen und auf die Schenkel klopfen,
Lachen und auf die Schenkel klopfen-
dass soll helfen.
Mord mit Schafsgebell.
die zeit steht,
was heißt schon, die zeit steht
was heißt schon zeit
die augen sind erst ganz nah
dann wieder das ganze gesicht
dann wieder ganz nah
zeit scheint zu stehen
nicht ganz
immer mehr und langsam
wieder das ganze gesicht
dann wieder blos die augen
verwischte hinter tränen
verwischte zeit
wieder das ganze gesicht
verschwommen verwischt hinter einer wand aus wogendem wasser
ganz allein hinter einer wand aus sich wiegendem wasser
verschwommen und verwischt
zeit aus tränen
dann wieder ganz nah
dann eine hand langsam
dies sind die letzten anweisungen
und dies sind die worte dazu
dies ist kein anfang
diese zeit kommt zum stehen
dieser mund mit wasser gefüllt
dieses gesicht mit blut durchtränkt
wasser mit salz
aus keiner trauer
nur für sich
dann wieder weit weg
dann noch weiter weg
dann ganz weg
die hand wischt
die hand verwischt
die bewegung verwischt
all die spuren
all die zeit
die steht
was heißt schon die zeit steht
was heißt schon zeit
Der Sommer- nur noch eine Erinnerung. Seit Stunden prasselt der Regen auf das Straßenpflaster, auf die Hausdächer, auf die Autos und auf den Rest. Ein Rinnsal treibt mit Blättern und anderen Dingen am Rand des Trottoirs, in die Ritze eines Gullydeckels und verschwindet im übel riechenden Rachen der Großstadt. Unter der frischen Herbstluft fließt das Wasser, der Strassenschmutz zu kalten Pfützen zusammen. Keuchend, frierend steht Ben, der junge gut aussehende Mann von der Hohlbergstrasse im Hinterhof. Er presst den Rücken an eine feuchte Hauswand. Langsam kündigt sich die Dämmerung an. Schweiß benetzt sein Gesicht. Er schaut auf das Rinnsal in dem seine Füße stehen, das sich einen Weg in die Dunkelheit bahnt. Mit einer hastigen Bewegung fährt er sich durch sein nasses Haar. Seine Lippen zittern, sie haben eine bläuliche Farbe angenommen. Sein Hemd hängt aus der Hose und die breitgetragenen Turnschuhe sind vom Regen durchweicht. Ben starrt auf seine Hände, so als würde er nicht verstehen was man damit normalerweise macht. Als hätte ihn etwas erschreckt, ein Gedanke oder sonst was, sein Blick schnellt zu Boden?
Er ringt nach Kontrolle, versucht sich in Griff zu bekommen. So gelassen wie nur möglich überquert er die Straße. Kurz darauf steht er vor einem Hauseingang. Die Tage sind kürzer geworden. Der Winter rückte näher. Unverändert prasselt der Regen auf das Pflasterstein. Gegen Abend kühlt sich die Luft ab. Ben steckt seine Hand in die Hosentasche, zitternd zieht er den Hausschlüssel heraus. Es scheint, als sitzt ihm der Schreck in den Knochen. Er sammelt Mut. Nachdem er genug beisammen hatte, kehrt er an den Ort des Unheils zurück. Aufgeregt steckt er den Schlüssel in das Schloss. Keuchend und mit Schüttelfrost, steigt Ben bis in die dritte Etage. Niemand begegnet ihm im Treppenhaus. Er lebt in einem renovierten Altbau, mit rotem Sisal Teppich, glänzenden Messing leisten, sauberen Wänden, Stuck an der Decke und einem polierten Holzgeländer. Alles Tadellos, bestimmt keine sozial schwache Gegend. Aber wie üblich schlägt das Unheil in jede soziale Schicht, es macht keine Unterschiede, es hat keine Vorlieben. Man findet in allen Etagen des Lebens tragische Geschichten. Ben ein gut aussehender Mann um die 40. Ein Typ von Mann, den man ohne Schwierigkeiten in einer guten Position vermuten würde, begegnet man ihm auf der Straße. In der IT, in der Werbe Branche, vielleicht ein Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, oder Architekt? Im dritten Stockwerk bleibt Ben vor seiner Wohnungstür stehen. Er steckt den selben beschlagenen Schlüssel in das Türschloss. Die massive Holztür öffnet sich.
Aus einem geräumigen, hellen Fluor kommt ihm ein warmer Windzug entgegen. Ein bekannter Geruch. Der Duft seiner Frau. Er zieht die Tür hinter sich zu und steckt den Schlüssel in´s Schloss. Eine drei Zimmer Wohnung, alles helle Räume mit großen Doppelfenstern. In den Räumen stehen zeitgenössische Schränke und zwei dezent positionierte Antiquitäten. An den Wänden hängen einige Bilder, darunter kleine schwarz weiß Fotografien, größtenteils Menschen die mit Ben und oder seiner Frau in irgend einer Beziehung stehen bzw. gestanden haben. Auf einem der schwarz weiß Fotos sieht man Ben, wie er seine Hand auf der Hüfte einer attraktiven Frau mit langen schwarzen Haaren liegen hat. Sie stehen fröhlich vor einer zerklüfteten Landschaft, weit hinten ist das Meer zu sehen. Ben schaut um sich, als stände irgend ein gefährliches Tier hinter seinem Rücken. Dann stürzt er zum Gardaroben Tischchen, auf dem ein kleines schwarzes Buch liegt. Wild blättert er darin herum. Anscheinend hat er gefunden wonach er gesucht hat. Er greift zum Hörer, drückt die Tasten, dann bleibt er abwartend sitzen. Nervös kaut er auf seine Unterlippe. Besinnt sich eines Anderen und legte den Hörer zurück auf die Ladestation. Augenblick beginnt er zu hyperfentilieren, kann sich aber wieder beruhigen. Dann lässt er sich resigniert auf den kleinen Holzhocker, der neben dem Tisch steht, fallen. Aber er steht gleich wieder auf und verschwindet in einem der Zimmer.
In einem der großen Zimmer hängt ein schwarzer Flachbildschirm an der Wand. Auf dem versiegelten Parkettboden liegt eine wenig bekleidete Frau. Neben der Frau liegt eine violette Bluse und eine Strumpfhose. Ben ignoriert die Frau, aufgeregt geht er auf und ab. Dann setzt er sich auf das weiße Ledersofa und schaltet den Fernseher an. Er starrt auf die scharfen Bilder. Unter dem Tisch liegen Scherben, Zigaretten, Blumenerde, eine umgestürzte Flasche Prosecco in einer Pfütze. Um den Hals der Frau ist ein beigefarbener Büstenhalter gewickelt. Ben greift nach der Zigarettenschachtel. Abwesend schaut er auf den Fernseher dabei bläst er Zigarettenrauch in das Zimmer. Es laufen Werbespots. Ein Mann in einem Auto, er fährt durch eine bedrohliche Welt, aber im Auto ist er vor all dem Wahnsinn sicher. Es geht um Sicherheit im Alltag. Die Sicherheit im Allgemeinen usw. Ben schaut teilnahmslos aus dem Fenster. Gleichzeitig zittern die Bilder ungesehn an ihm vorrüber. Er ist am unteren Ende der Skala angekommen. Dem Punkt an dem es kein Zurück mehr gibt. Die Leiche liegt am Boden. Nichts lässt sich daran ändern. Ein irreversibler Umstand, steif und kälter werdend. Der beige farbene BH war recht teuer gewesen, wird nun aber weder an noch aus gezogen. Die Frau wird in einen Leichensack und der BH in die Plastiktüte der Spurensicherung wandern. Ben ist zu dieser Zeit an diesem Ort der einzige der noch atmet. Ansonsten atmen vielleicht noch die Topfpflanzen und die Stubenfliege. Irgendwann waren auch die Werbespots zu Ende, es folgen die Nachrichten, dann das Wetter. Ein Tief von Skandinavien soll noch mehr kühles, verregnetes Wetter nach Mitteleuropa bringen, es sind von Tiefsttemperaturen um die 8 Grad am Tag und 4 Grad in der Nacht die Rede. Ben wirft einen zersprungenen Blick in das Zwielicht. Als hätte er das, was im Fernseher zu sehen ist mit dem was vor dem Fenster statt findet, in einen unmöglichen Zusammenhang gesetzt. Der Kopf erstarrt. Nicht das Wetter, bereitet ihm Sorge. Für Niemanden sonst außer ihn ist die Stimme bestimmt, dieses unaufhörliche Flüstern in seinem Kopf. Diese gleißende Fremde. Er steckt sich noch eine Zigarette an. Wie von alleine steigt der Rauch langsam aus den Nasenlöchern. Er vermeidet jegliche Anstrengung und sei es die Asche in den Aschenbecher aschen. Irgendwann fällt die Asche von alleine auf das klamme Hemd. Jetzt läuft ein Tierfilm. Ein junges Gnu wird von einem Krokodil überraschend beim trinken erfasst, in die Luft gewirbelt und windend in die Tiefe gezogen. Dann wieder ein Werbeclip. Eine Frau trinkt offenbar nach dem Sport, ein kleines Fläschchen eines Trinkjogurts. In dem Trinkjogurt sollen sich wichtige Dinge befinden, Dinge die für die Verdauung unabdingbar sein sollen. Ben schaut auf die Frau am Boden. Zwischen seinen Fingern klemmt die runter gebrannte Zigarette. Langsam wird es Nacht. Das Zwielicht verändert die Schatten, verändert die Wände, verändert die Räume. Die letzte Stubenfliege segelt über den Glastisch und landet auf der Nasenspitze der Frau. Ben steht auf, beugt sich über die am Boden liegende Frau. Wie Zeitlose Murmeln stecken ihre Augen im Kopf. Ben kniet sich neben sie, dann entdeckt er den Ehering an der Hand.
Ein einfacher weißgoldener Ehering. Er vergisst den Ort, vergisst die Zeit. Schrill läutet es an der Haustür. Ben schreckt auf, nicht viel- nur sein Kopf. Es läutet nochmal. Ben erhebt sich, geht gemächlich zur Haustür. Vor der Tür hört man Kinder kichern, dann ist es still. Ben öffnet die Tür. Drei maskierte Gesichter schauen ihn von unten an. Ein Totenkopf, eine Hexe und ein Ghul. Das Kind mit der Ghul Maske hält eine Gummispinne an einem Faden und sagt “huääähh†Die Hexe in einer gekünstelt tiefen Stimme. “Wieer sind geäkommen! †Hinter der Totenkopf Maske gekicher. Mit immer noch dem selben abwesenden Blick, schaut Ben auf die drei Gestalten, er schaut wie er auf den Fernseher schaut. Kein Unterschied! Ob Fernseher, Maske oder Kinder hinter Masken. Die Kinder im Chor. “Süßes oder Sauerees? ! †Abermals Gekicher. “Süßes oder saures†Wiederhold Ben leise. “Hey wir haben Zauberkräfte†Der Ghul wackelt mit der Spinne. “Ihr wollt süßes oder saures? †Ben geht in die Küche, die Kinder tuschelnd. Er kommt mit einer Tüte sauerer Apfelringe zurück. “Hier habt ihr beides. †Ohne ein weiteres Wort schließt er die Tür. Die Kinder bleiben einen Augenblick stehen, der Totenmann trägt die Tüte. Ben dreht den Schlüssel um. Die Kinder gehen zur nächsten Tür. “Lass mich klingeln! †Sagt die Hexe.
Die Fliege landet auf Ben´s Schulter, putzt ihre Flügel, dann den Hinterleib und fliegt weiter. Ben kniet sich wieder neben die Frau. Seine Hand liegt auf ihrer kühlen, steifen Hand. Er wimmert, leise und besonnen. Das Leben scheint in Episoden unterteilen zu sein. Hört eine auf beginnt die Nächste. Seit gestern Nacht 22. 23 hat für Ben eine aufgehört und nun beginnt die Nächste. Zwischen den Episoden ist die Übergangszeit. Die Restrealität der Alten und Neuen. Eine Schnittrealität. Ein Nichts aus Zeit und Raum. Gewalt hatte die letzte Episode beendet. Angestrengt zerrt Ben an dem Ring. Es gelingt ihm nicht, ihn von der Hand zu ziehen. Er zerrt immer fahriger, doch der Finger war möglicherweise zu steif, zu geschwollen. Erschöpft gibt er auf. Steht auf, überlegt und geht in die Küche. Die Fliege dopst gegen das Fenster. Ben steht am Küchenfenster. Sein Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, presst er aus dem Mund eine verrückte Lache. Er durchschreitet das Wohnzimmer, kommt vor dem chromglänzenden Verstärker zum stehen und drückt einen Knopf. Lichter leuchten auf. Er nimmt eine CD, schiebt sie in den vertikalen Schafft, dreht die Lautstärke auf. Es läuft „Darshan“ von D. S. Er geht zurück in die Küche. Auf dem Weg stopft er sich ein Stück Kuchen in den Mund. Kauend zieht er die Schublade auf und holt das lange Brotmesser heraus. Aufmerksam begutachtet er die Klinge. Dann kniet er sich wieder neben die Frau. Er setzt die Klinge genau zwischen Ring und Knöchel an. Ben bewegt langsam und mit konstantem druck das Messer hin und her. Erstaunt über das dickflüssige Blut, das aus der Wunde sickert, sägt er bis der Fingerknochen Widerstand leistet. Das geht mit einem Brotmesser nicht. Ein Anderes Werkzeug muss her!
Das Messer lässt er liegen. Wieder geht er aufgeregt hin und her. Die vielen Probleme bringen ihn ganz aus der Fassung. Der Fernseher strahlt unermüdlich tonlose seine bewegten Bilder in den Raum. An den Wänden tanzen bunte Schatten, blaues Licht. Ungesehene Geschichten von abenteuerlichen Verwicklungen. Ein Kind sitzt auf der Schaukel, am Horizont eine flimmernde Stadt hinter Maschendrahtzaun. Die Frontale eines Mädchens. Das Gesicht neutral. Das wehende Haar. Der Blick gen Himmel und ausgestreckten Beinen. Immer nur für einen Moment. Nur am höchsten Punkt kann das Kind über den Zaun sehen. Die Glasfassaden, die Strommasten, Die Empfänger und Sendemasten. Dann schwingt das Kind mit angewinkelten Beinen zurück. Und abermals kommt etwas in Sichtweite. Ein Mann steht in der Nähe, am Straßenrand. Bekleidet mit Hemd und einer Bundfaltenbaumwollhose. Er raucht eine Zigarette. Regungslos steht er da, drückt schließlich die Zigarette mit einem Schuh auf der Bordsteinkante aus. Der Mann hustet dann geht er weiter. Ein Krähe flattert neben einen Mülleimer, sie pickt auf die Reste eines Hamburgers ein. Die Krähe hüpft um ihr gefundenes Fressen und mit einem großen Stück im Schnabel flattert sie auf einen Ast. Der Mann dreht sich um und schreitet über den flimmernden Asphalt die Straße hinunter. Ein heißer Sommertag. Dann wieder ein Werbespott. Ein Mädchen mit roten Zöpfen, Erdbeerspangen im Haar und Zahnlücke. Ein weiteres Gesicht, das Gesicht eines alten Mannes mit kurzen grauen Haaren. Der Kondensstreifen eines Düsenflugzeuges am Himmel. Beide tragen ihr strahlenstes Lächeln, das Kind und er Mann deuten auf eine bunte Tube Zahnpasta.
Ben kramt in einer Werkzeugkiste. Triumphierend zieht er eine Kneifzange heraus. Er schielt in Richtung Frau. Sein Blick wanderte über den steifen Körper. Er setzt sich neben die Hand, schiebt den Finger an die entsprechende Stelle und drückte die Zange bis der Knochen knirschend auseinander bricht zu. Am Boden liegt nun der abgetrennte Finger seiner Frau. Erleichtert zieht er den Ring über den blutverkrusteten Hautlappenkranz. Mit dem Ring in der Tasche verschwindet Ben im Badezimmer. Er dreht den Wasserhahn auf, bemerkt sein Gesicht im Spiegel und als möchte er sich etwas mitteilen, verzerrte er es. Er säubert den Ring von den Blutresten und trocknet ihn mit einem Handtuch ab. Danach zieht er sich aus, legt den Ring auf den Waschbeckenrand, holt ein frisches Laken aus dem Wandschrank, bezieht das Bett, wirft das benutzte Laken in die Waschmaschine, dann stellt er sich unter die Dusche und taucht für eine lange Zeit unter den heiß dampfenden Wasserstrahl. Man hört das Wasser in die Duschwanne plätschern. Der Spiegel beschlägt. Unabgetrocknet legt sich Ben auf das frisch bezogene Bett. Er legt den Ring auf das leere Kopfkissen seiner Frau, dreht sich auf die Seite und schaut darauf. Aus dem Nebenzimmer flimmert der Fernseher. Ben schließt die Augen. Kurz darauf war er eingeschlafen. Die Träume entwerfen widersprüchliche Flächen, Räume in denen sich widersprüchliche Figuren bewegen, sich auf eine bestimmte Art verhalten. Auf dem Gesicht der Toten tanzen die violetten Schatten. Neben ihr liegt der Finger. Der Fingernagel ist lackiert, dieselbe Farbe wie die anderen Fingernägel.
Körperlos treibt jemand am kalkweißen Mond vorbei. Ganz am Ende einer Erinnerung. Weit hinter dem leeren Horizont. Und näher kommend! Aus einer unbeschriebenen Ferne. Denn die Entscheidung wurde getroffen. In der Weite. Ein Raum angefüllt mit Kälte. „Ich bin der Marionettenmeister“ ist der Gedanke. Nicht so ein Ende. Keine Zeit kann das rechtfertigen. In undeutbare Träume eingebettet, liegt Ben da und atmet. Sein Bewusstsein besitzt blinde Stellen. Zu viele blinde Stellen. Wer macht ihn darauf aufmerksam? Was wenn diese Stellen sich ausweiten, ihn hindurch, in den Abgrund fallen lassen? Es muss eine Korrektur geben. Die Spuren von fallen gelassenen Hoffnungen. Die Augen der Frau füllen sich mit Leben. Sie ist ein Marionettenmeister! Das Weiß nimmt den Glanz wieder auf. Ihre Linsen zittern. Mit ruhigem Gesicht und frisch entbranntem Leben liegt sie am Boden und schaut umher. Langsam dreht sie den Kopf. Ein tiefer Atemzug, sie hebt den Oberkörper an, setzt sich auf den Dielenboden und wickelt den BH vom Hals. Sie schaut auf Ihre Hand, nimmt den Finger und betrachtete ihn im flimmern des Fernsehers. Sie steht auf, und schaltet ihn ab. Langsam geht sie in das Schlafzimmer. Am Fuß des Bettes, direkt neben dem Fenster bleibt sie stehen. Abwechselnd schaut sie auf Mond, Dächer, den Schlafenden, den ruhig Atmenden. Sie zieht sich nackt aus und legte sich neben Ben. Die Gesichter schauen sich an. Ben mit geschlossenen, sie mit geöffneten Augen. In derselben Nacht, in demselben Bett. Aufmerksam beobachtet sie seine Augenlieder. Sie rückt ein Stück näher. Beinahe hätten sich ihre Nasenspitzen berührt. Ben öffnet die Augen. Sofort beginnt sein Herz zu rasen, es überschlägt sich und die Muskeln kontrahierten. Ganz starr muss er in ihre Augen schauen. Seine Angst verwandelt sich in Hysterie. Sie legt ihre Hand auf seine Wange. Er fühlt den fehlenden Finger. Die Frau rückt noch ein Stück näher. Er riecht ihren toten Atem, fühlt ihn über sein Gesicht wehen. Die Frau spricht deutlich „Die Geschichte ist nicht zu ende, die Dinge nehmen leider einen anderen Lauf, du hast Angst vor dem Marionettenmeister? Aber ich sag, Du bist Einer, ich bin Einer, jeder ist ein Marionettenmeister! “
Wann ist es geschehen, an dem dieses Ende sich zum ersten Mal ankündigte? Er suchte nach Zeichen, nach unbemerkten Dingen, Dinge, die ihm entgangen sind und die auf genau das hätten schließen können. Aber es half alles nichts, denn was hätte es ihm auch jetzt gebracht, da es ja niemanden mehr gab, dem er die Geschichten dann hätte erzählen können. Doch nach einer gewissen Zeit entschied er sich an den Ort zurückzukehren, in den Raum, in dem er mit der Geschichte begonnen hatte. Er setzte sich vor die Vogelscheuche, er sagte: „Hallo Vogelscheuche“, die Vogelscheuche schaute ihn starr an und schwieg, das war dem Geschichtenerzähler aber egal, er sagte: „Ich muss dir etwas erzählen, etwas, das mir passiert ist und das wichtig ist, also pass auf, ich weiß nicht mehr wann das alles geschah, aber-“ und dann fing ich an ihr die Geschichte zu erzählen. Ich erzählte über die Dinge, die sich zwischen zwei Punkten ereigneten, denn Dinge ereignen sich immer zwischen zwei Punkten. Und während er die Geschichte erzählte, fing alles wieder von vorne an. Leute standen da, es wurde gelacht und vor ihm saß wieder der Mann, der auch am Beginn der Geschichte dort saß. Als der Geschichtenerzähler am Ende seiner Geschichte angelangt war, sagte der Mann, der ihm gegenüber saß, der die ganze Zeit ihm gegenüber saß nur „Unglaublich und wie ist das Ganze dann ausgegangen? Eine komische Geschichte- ist das wirklich passiert? “ Und dann stand ich irgendwann da, wo ich jetzt stehe und irgendwo zwischen diesen beiden Punkten hatte ich den Faden verloren. Schon wieder ging ich in meiner Wohnung auf und ab, nicht wegen der Unruhe, nein, ich hatte dieses ungute Gefühl, das ich das ganze schon mal erlebt hatte. Ich hatte ein Déjà vu. War ich schon immer derselbe gewesen?
Die Zeit ist hinfällig-
eine Geschichte nicht mehr Vorhanden-
Lassen wir Das Leben mit seinen Spielchen jetzt nicht zu Wort kommen- Schauen wir auf die hereinbrechende Nacht-
schauen wir darüber hinaus-
Schauen wir auf die Grenzen dieser Welt- schauen wir darüber hinaus- Vergessen wir für einen Moment diese wilde Ansammlung von Planeten, Sternenhaufen, Spiralnebel und kollabierenden Sonnen-
Ignorieren wir den schrecklichen Lauf der Dinge-
Zersetzen unsere zersetzenden Sehnsüchte-
verängstigen unsere Angst-
vernichten unsere Vernichtung-
vergessen unser Vergessen-
begraben unser Grab-
Lassen wir für einen Augenblick keine schlauen Köpfe für uns sprechen- halten wir ihnen den Mund zu-
schmeißen die Experten aus dem Kopf-
schenken den Stimmen keine Beachtung-
schlucken die Tränenmeere hinunter-
zerschlagen die Wände um uns herum-
Übersehen wir doch einfach mal was wir alles wissen-
was wir nicht wissen-
was die anderen alles wissen-
was wir alles gewusst haben-
und was wir möglicherweise jemals wissen werden.
Zermahlen die Geschichte die uns zermürbt zu Staub- und blasen den Staub über eine Klippe-
Lassen all die Taschen fallen, die man uns in die Hände gedrückt hat- freiwillig- unfreiwillig-
Was- wenn wir all dies täten- jetzt und sofort! ! ! ?
Was- wenn uns niemand daran hindern könnte- jetzt und sofort! ! ! ?
In was für einen Kerker könnte man uns dann noch sperren! ! ! ?
Mit welcher Strafe uns drohen! ! ! ?
Wer will uns dann noch sagen wer wir sind! ! ! ?
Durch wessen Hunger könnten wir sterben! ! ! ?
Belächeln wir einfach die Tatsache-
dass die Sonne-
bis sie zu Asche herunter gebrannt ist-
immer wieder aufgehen wird.
Wir polierten uns gegenseitig die Fressen- Na und! ! ! ?
Stießen uns gegenseitig Treppen hinunter-
Hielten aufgespießte Köpfe in den verhangenen Himmel-
Vergifteten uns gegenseitig mit bösen Wörtern-
Ließen die Armen verhungern-
die schönen verletzen-
Denken wir nicht über Gründe nach-
Und weshalb wir von all dem nichts mehr wissen-
Vergessen kurz die Ewigkeit und lassen den Kopf nicht hängen.
Was wenn wir all dies täten- jetzt und sofort! ! ! ?
Wohin würden wir fallen! ! ! ?
Was wenn diese Welt in uns verbrennt! ! ! ?
Wer könnte sie dann noch in Flammen setzen! ! ! ?
Worauf schauen wir, wenn wir in Augen blicken! ! ?
Wenn alles verschwindet außer dieser Augenblick! ! ! ?
Worauf schaue ich, wenn ich in Augen blicke! ! ! ?
Blicke ich auf ein Inferno?
In schwarze Löcher und hindurch-
Was ist dahinter?
Was wenn ich eine klare Antwort vor Augen hätte- nur einmal! ! ! ?
Keinen Zweifel, nichts von alle dem.
Käme ich an diesen Punkt- jetzt und sofort! ! !
Welche Gewalt kann mich da noch entsetzen?
Eine klare Antwort vor Augen- nur einmal…nur einmal!
Über der Tür hängt ein Windspiel, seine Klänge erfüllen hier keinen Zweck mehr, stürzen niemanden in Träumereien, obgleich ihnen etwas asiatisches anhaftet.
Die da sind; kleine Gläschen, Kinderunterhosen, Puppenkleidung, Zahnprothesen, elektronische Bauteile, Luftschlangen etc.
Die Luft ist heiß. Vor der Tür, auf der Veranda sitzt ein alter Mann auf einem Schaukelstuhl mit einem in Falten zerlegten Gesicht. Seine Haut sieht verbrannt aus und die Wangenknochen scheinen durch die dünne, trockene Oberfläche hindurch.
Er schießt mit seiner Flinte ab und zu auf Schlangen, die sich nahe dem Haus,
über den staubigen Boden schlängeln. Und jedes Mal, wenn der alte Mann schießt, erklingt das Windspiel, es wird von der Druckwelle bewegt.
Mein Mund fühlt sich trocken an, hier gibt es nichts Flüssiges,
hier gibt es nur Staub und heiße Luft. Die Ketten, die an den Haken zum Boden herab hängen bewegen sich so gut wie gar nicht, beinah ruhelos schweben sie senkrecht in diesem flimmernden Gasgemisch.
Unbeachtet vom Wind liegen die Schreie der gefolterten, als Staubflocken in den Ecken herum.
Auf einem Edelstahl Tisch liegen rasierklingenscharfe Edelstahl Messer, Bohrer und Säge Werkzeuge.
Sie wurden von mir dort hingelegt.
Ich binde mir einen weißen mit bunten Blumen bedruckten Kittel um,
der Kittel hing an einem rostigen Haken, den irgendjemand mal vor etlichen Jahren, an eine Holztür genagelt hatte.
Dann gehe ich zu einem verstaubten Waschbecken in dem ein Paar alte, spröde Gummierhandschuhe herum liegen. Ich ziehe mir die Gummihandschuhe über meine Hände.
Es erfasst mich ein leichtes Frösteln.
Dann gehe ich zu dem Edelstahltisch und überprüfe mein Werkzeug.
Insbesondere die Schärfe der Klingen.
Ein schmales, langes, blank poliertes Messer fesselt meine Aufmerksamkeit ganz besonders.
Auf der Klinge spiegelt sich mein Gesicht. Ich berühre mit einem Finger die Messerspitze.
Die Vergangenheit fällt mit der Gegenwart zusammen, die Zukunft fällt mit der Gegenwart zusammen.
All die Zeit verdichtet sich auf dieser Messerspitze. Die Zeit verteilt sich auf der Klinge und es gibt nichts mehr, nichts mehr, dass mich von irgendetwas trennen könnte.
Je nachdem wie ich das Messer halte, verändern sich die Lichtreflexe auf der Klingenoberfläche, und im Gegensatz zum Rest, ist mein Werkzeug blank poliert.
Der Staub, die Zeit; hier an diesem Ort endet die Zeit, endet der Staub, hier bestimme ich den weiteren Verlauf des Lebens.
Ich lege das Messer wieder zu den Anderen.
In einer Ecke des Raumes steht ein Stuhl, Ein Metallstuhl mit einem runden Drehsitz.
Auf dem Stuhl liegen Klebeband und eine Stahlschlinge.
Es gibt einen Job zu erledigen. Ich bin hier um ihn durchzuführen.
Für mich ist es keine Frage der Zuverlässigkeit; sondern des Anstandes ihn zu erledigen.
Neben Dem Tisch, auf dem die Werkzeuge liegen, gibt es noch einen anderen Tisch.
Dieser Tisch misst eine Länge von ungefähr zwei Meter, und eine Breite von einem Meter, und in der Höhe misst er eine Länge von einem Meter und dreißig Zentimeter.
Der Tisch ist aus demselben Material wie die Messer es sind, Edelstahl.
Im Grunde lässt sich mein Job in einigen wenigen Sätzen beschreiben.
Im Keller befindet sich ein 28 Jähriger Mann- ich soll ihn zerlegen.
Wenn ich ihn letztendlich in seine Einzelteile zerlegt habe, dann wird sein Leben
zu Ende sein. So einfach ist das!
Als erstes werde ich ihm einige Milleliter eines ziemlich effektiven Alkaloides spritzen.
Dass sollte ihn erstmal lahm legen.
Danach lege ich ihm eine Kanüle in eine gut erreichbare Schlagader,
damit sein Herz sämtliches Blut in einen Plastikschlauch hinein und aus seinem Körper hinaus pumpen kann. Im Grunde erledigt er sich selber, ich helfe nur etwas nach, stelle die Weiche.
Nach ungefähr drei bis acht Minuten wird er leblos, und Blutleer vor mir auf dem Tisch liegen.
Danach werde ich den Körper in seine Einzelteile zerlegen.
Ich mache so was sehr fachmännisch, meine anatomischen Kenntnisse werden mir dabei behilflich sein.
Es geht nichts über eine fundierte Ausbildung, gar nichts!
Ich werde die dafür notwendigen Schritte durchführen, eine Reihe von exakten Schnitten und gezielten Eingriffen, mehr nicht. Das ist alles. Ich schaffe Ordnung.
Ich bin nicht im Geringsten an der Person an sich interessiert.
Wer auch immer sie ist. Wenn sie zerlegt ist, ist mein Job getan. Dann gehe ich.
Ich weiß nicht wohin. Ich komme von nirgendwo her.
Es gibt einige, äsethische Prinzipien die ich während meiner Arbeit berücksichtige,
an die ich mich halte.
Ich mag zum Beispiel kein Gulasch, kein blindes, tollwütiges Gemetzel.
Man muss nicht grob und verrückt dabei aussehen, wenn man etwas kaputt macht, wenn man etwas zerstört,
das ist ein Irrtum.
So was kann auch anders ablaufen. Der Tod bekommt dabei nichts gewalttätiges,
er ist lediglich der Endpunkt eines fliesenden Übergangs.
Mehr nicht. Auf überflüssiges bla bla lasse ich mich bei meiner Arbeit niemals ein.
Wenn der Job erledigt ist, werde ich auf meinem Konto eine nette Summe Geld vorfinden.
Mit Emotionen kommt man da nicht weiter. Nicht in der Branche.
Meine Lieblings Kreaturen sind Insekten, bei denen existieren von vorneherein
keine Emotionen. Die Gesichter bleiben immer dieselben, egal was sie tun.
Ob sie sich gegenseitig auffressen, sich gerade begatten, oder eben mal sterben.
Eine gute Arbeit zu machen, erfüllt mich mit Stolz.
Dann verlasse ich die Bühne wieder. Verschwinde aus dem Blickfeld. Bis der nächste Job auf mich wartet.
Nun aber an die Arbeit.
In einer Hand das Klebeband in der Anderen die Schlinge gehe ich einige Treppestufen nach unten,
in einen Keller.
Ich stehe vor einer verschlossenen Holztür. Dahinter befindet sich der Mann.
In meiner rechten Kitteltasche befindet sich die Spritze, die das besagte Alkaloid beinhaltet. Ich öffne mit einem Schlüssel die Tür und betätige einen Lichtschalter.
Da liegt er! am Boden! sein Gesicht ist von den Schlägen eines groben Menschen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Anders kann es nicht gewesen sein.
Er ist offensichtlich bewusstlos. Ich knie mich neben ihn auf den Boden und
betupfe mit einem sauberen Taschentuch seine Wunden im Gesicht.
Er ist an Händen und Beinen gefesselt. Dann öffnen sich schlagartig seine Augen. Sofort unternimmt er ziellose Anstrengung sich zu befreien.
Erstaunt betrachte ich das Geschehen. Noch bevor er seinen Mund öffnen kann, klebe ich ein Stück Klebeband darüber. Er macht einen sehr verärgerten Eindruck. Ich denke das ist verständlich. Es wird nicht ganz einfach sein Ihn auf den Tisch zu bekommen. Am Besten fände ich es, wenn ich ihm das einfach sagen könnte und
er es dann einfach täte. Dann könnte ich mit der Arbeit gleich beginnen, und ich würde mir viel Plackerei ersparen.
Aber so läuft das leider nicht. Er liegt da und strampelt vor sich hin, im Grunde Mutterselen allein.
Er sieht aus wie eine Schildkröte die inmitten einer Wüste auf dem Rücken liegt, und nicht mehr von der Stelle kommt. Ich fühle die Spritze in meiner Tasche, das Alkaloid wird in Bälde in seinem Körper seine Bestimmung erfüllen. Ich empfinde Ekel über dieses Ringen, dieses Winden, diesen unbändigen Willen zu überleben.
Seine aufgerissenen Augen starren mich an.
Ich rieche förmlich wie sie mich anflehen, mich anwinseln, mich hassen, mich zu überreden versuchen.
Ich mache meinen Job und damit basta, ich muss schließlich auch meine Miete bezahlen.
Jeder hat seine Miete zu bezahlen.
Wir kennen uns nicht, und das ist auch besser so!
Es ist nicht ratsam jemanden näher kennen zu lernen, niemals ist es dass,
man verliert dadurch nur seine Objektivität, man würde zu sehr in das Leben eines Anderen verstrickt werden,
in diesen Haufen aus Fleisch, Blut und Knochen.
Ich drücke ihm gelassen das Alkaloid in seine Blutbahn. Seine Versuche sich zu wehren bleiben natürlich erfolglos.
Sogleich entfaltet es seine Wirkung, wie auf wunderbare Weise werden seine Bewegungen langsamer,
bis sie schließlich ganz zum Erliegen kommen.
Der Anblick erinnerte mich an das blöde Blechspielzeug, das ich als Kind immer
von meiner dummen Mutter geschenkt bekommen habe. Immer dann, wenn ich besonders artig war. Das war Ihre Vorstellung von einer vernünftigen Erziehung.
Sicherheitshalber lege ich ihm die Schlinge um den Hals.
Es ist wahrlich keine einfache Sache einen ausgewachsenen Mann,
der wie ein nasser Sack Kartoffeln am Boden liegt, auf die Beine zu bekommen,
und ihn, in diesem Zustand eine Kellertreppe nach oben zu schleppen.
Ich schneide ihm die Fesseln an den Fußknöcheln mit einem meiner polierten
Messer durch. Die Hände lasse ich zusammengebunden.
Er liegt auf dem Tisch, die Hände liegen erschlafft neben seinem Brustkorb.
Ich lasse die Schlinge um seinen Hals, das andere Ende der Schlinge hängt
am Tisch herunter, unmotiviert baumelt es in der Luft.
Ich hab ihn so voll gedröhnt, dass er jetzt alles mit sich machen lässt.
Besser ist es. Anders wäre das ganze nicht zu machen.
Ich schiebe ihm vorsichtig aber gezielt, eine Kanüle in die Halsschlagader.
Doch- wer hät´s gedacht? Sie ist verstopft! Wie dumm!
Kein Durchkommen für gar nichts, geschweige denn von Blut.
Ich muss sie austauschen. Ihm eine funktionsfähige Kanüle an einer anderen Stelle setzen.
Denn wenn ich die jetzt einfach rausziehen würde, dann könnte das eine ziemliche Sauerei ergeben.
Und so was widerstrebt mir doch sehr.
Wie es aussieht, habe ich ein kleines, nicht vorhergesehenes Problem.
Nun gut, es ist wie es ist. Noch sitze ich auf dem Drehstuhl, bestrahlt vom gleißenden Licht einer alten Halogenlampe, eine alte Stehlampe, die ich einst einem sterbenskranken Zahnarzt abgekauft hatte.
Ich vermute, dass es das letzte Geschäft war, das er tätigte.
Ich betrachte stumm meine Hände, die vergilbten Gummihandschuhe evozieren bei mir sehr unappetitliche Assoziationen. Meine Hände sehen aus wie zwei tote Larven einer Fliege.
Die Fliege, eine hässliche Variante des Schmetterlings.
Dann stand ich auf und ging zu einem vergilbten und eingestaubten Wandschrank.
In diesem befinden sich so allerhand brauchbare Sachen, Dinge die man in meinem Beruf braucht.
Ich öffne den Wandschrank und wühlte mich durch Spritzen, kleine Gläschen und allerhand anderes Zeug. Um an eine frische Kanüle heran zu kommen, musste ich viel von den anderen Sachen zur Seite schieben.
Ich kann mich nicht mehr an den Grund, die Ursache, meines Fehlschlages erinnern.
Es hatte den Anschein, dass ich zu unvorsichtig gewesen worden war,
oder möglicherweise war ich auch nur zu müde.
Jedenfalls war die Dosis definitiv zu gering. Die Dosis die ich ihm
in seine Vene gespritzt hatte. Anders konnte es nicht gewesen sein.
Denn er stand, wie aus heiterem Himmel, plötzlich hinter mir.
Meine Nachlässigkeit hatte wahrlich Gestalt, Form und Charakter angenommen.
So was könnte ein Anderer sicher als Berufsrisiko abtun, nicht ich!
Ich konnte mich nicht mehr schnell genug umdrehen, als ich auch schon eines meiner eigenen Messer in meinem Rücken stecken hatte.
So ein Pech aber auch. Ein kalter, klarer Schmerz, der nicht mehr zu tolerieren war,
bestimmte von nun ab mein Leben, entschied über meine Zukunft und schloss mit meiner Vergangenheit ab.
Bald würde sich meine Lunge mit Blut gefüllt haben. Das war mein erster Gedanke. Zu viel Blut in der Lunge ist nicht gut. Der Mann riss mich herum, er stand jetzt direkt vor mir und das Messer drückte sich, da er mich rücksichtslos gegen die Wand presste, noch mehr in meinen Rücken;
als hätte es nicht schon genug schaden angerichtet.
Dann schlug er wild und unbeherrscht mit beiden Fäusten in mein Gesicht.
Sein Verlangen nach Rache war nicht mehr zu bändigen.
Er malträtierte mich so sehr, bis ich nur noch schwarze Flecken sehen konnte.
Binnen weniger Sekunden machte er Hackfleisch aus mir.
Hysterisch stach er mit einem anderen, viel längeren Messer auf mich ein.
Stach mir mitten ins Gesicht, in den Hals, in die Augen, unzählige male in den Rumpf,
irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen.
Er ging dabei nicht besonnen vor.
Durch sein unprofessionelles Verhalten machte er sich bei mir nicht beliebt.
Schnell wurde mir klar, dass er nichts davon verstand.
Es war alles, nur nicht professionell, wie er mich fertig machte.
Ich hätte ihn am Liebsten auf den Drehstuhl gesetzt, und ihm eine Vortrag
darüber gehalten wie man so was richtig macht;
aber ich hatte ein anderes Problem.
Ich ging, währenddessen er mich auf bestialische Weise zerstückelte, geistig noch mal all meine Handlungen
durch, einen Schritt nach dem anderen.
Ich suchte nach meinem Fehler, wo war der Fehler? Was hatte ich falsch gemacht?
Falsches Gläschen, nach dem ich gegriffen hatte?
Eine unleserliche Beschriftung? Noch nie ist mir so was passiert,
noch nie hatte ich die Dosis zu niedrig angesetzt. Was war nur los mit mir?
Bis jetzt hatte sich noch keiner beschwert.
Noch nie ist jemand so durchgedreht, nachdem ich ihm etwas in seinen Blutgreislauf gespritzt hatte.
Doch wie es aussieht, hatte ich mich heute dabei vertan.
Das war sehr ungeschickt von mir.
Das Resultat war, dass ich nun in dieser unappetitlichen Pfütze aus Fleisch und Blut lag.
Wie schnell so was gehen kann.
Ich rieche den modrigen, von Holzwürmern zerfressenen Boden. Die schweren rostigen Ketten die von der Decke herab hängen bewegen sich hin und her, wie ein ausgewachsenes Kornfeld, dass
von einem frischen Wind am frühen Morgen hin und her geweht wird.
Nachdem ich für den jungen Burschen ungefährlich und auf dem Holzboden verteilt, herum lag,
rannte er wie von einer Tarantel gestochen aus dem Haus.
Alles nur Denkbare dabei zu Boden reisend.
Ich fühlte den dumpfen druck einer Schallwelle.
Der alte Mann im Schaukelstuhl auf der Veranda hatte offensichtlich
eine herumstreunende Schlange erledigt.
Das Windspiel versprüht, sein asiatisches Flair.
Ein Feld aus herabhängenden rostigen Ketten- hin und her wiegend.
Die Zeitlosigkeit die sich eben noch auf der Spitze des Messers befand
floss über die Klinge, und verteilte sich im restlichen Raum.
Die Staubflocken wirbelten ungehalten durch die Hitze,
bis sich das letzte Echo in dem ahnungslosen, azurblauen Himmel verloren hatte.
Die Zeit fing langsam an sich wieder zu entfalten.
Als hätte sie sich von etwas erholen müssen.
Meine Vergangenheit trieb ins Vergessen.
Und irgendeine Zukunft rollt sich vor mir aus;
wie ein roter Teppich lag sie nun vor mir.
Es ist schön zu wissen, dass dieses Spiel nirgendwo ein Ende hat.
Ende.