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Es gibt Tote, die eine Menge Fragen hinterlassen. Sie fallen plötzlich aus Fenstern, verunglücken unerwartet allein auf entlegenen Gegenden, „nehmen sich das Leben“ in Hotelzimmern, liegen in Badewannen. Oft trifft es Menschen, deren Beruf es ist, Fragen zu stellen: Journalisten, Schriftsteller, Künstler, die an etwas rühren, das mächtige Kreise lieber im Dunkeln lassen würden.
In vielen Ländern sind solche Todesfälle Teil eines vertrauten Drehbuchs. Eine kritische Reporterin wird auf dem Weg nach Hause erschossen, ein Enthüllungsjournalist stirbt bei einem „ungeklärten“ Autounfall, ein Autor wird in seinem Hotelzimmer gefunden, angeblich Selbstmord – während seine Notizen von Korruption, Geheimdiensten oder organisierter Kriminalität erzählen. Offiziell ist schnell alles gesagt: persönliche Probleme, beruflicher Stress, ein tragischer Unfall. Inoffiziell aber bleiben Ungereimtheiten: fehlende Obduktionsberichte, verschwundene Beweismittel, Zeugen, die plötzlich schweigen.
Die Fälle ermordeter Journalist:innen wie Anna Politkowskaja in Russland, Jamal Khashoggi in Istanbul oder Daphne Caruana Galizia auf Malta zeigen, wie gefährlich es sein kann, wenn man über Krieg, Korruption oder Machtmissbrauch schreibt. In all diesen Fällen ging es um Menschen, die brisante Recherchen veröffentlicht hatten – und deren Tod international als Angriff auf die Pressefreiheit wahrgenommen wurde. ([Wikipedia][1])
Gleichzeitig existiert eine Grauzone der „offiziell“ ungeklärten oder als Selbstmord eingestuften Todesfälle. Der US-Journalist und Autor Danny Casolaro etwa wurde 1991 mit aufgeschlitzten Handgelenken in einem Hotel gefunden, während er an einer großen Recherche über ein angebliches politisch-wirtschaftliches Verschwörungsgeflecht arbeitete. Die Behörden gingen von Selbstmord aus, seine Familie und einige Kolleg:innen vermuteten bis heute ein Verbrechen. ([Wikipedia][2])
All diese „seltsam Gestorbenen“ haben eines gemeinsam: Sie stehen für die Verletzlichkeit der Wahrheit in politischen Systemen, die Kritik nicht ertragen. Ihr Tod soll nicht nur eine einzelne Stimme zum Schweigen bringen, sondern auch ein Signal aussenden – an alle, die noch schreiben, filmen, malen, recherchieren. Es ist eine Botschaft der Angst: Es kann jede:n treffen.
Doch zugleich wirken diese Tode oft anders, als ihre mutmaßlichen Auftraggeber es sich wünschen. Namen, die man mit einem „normalen“ Unfall vergessen hätte, werden zu Symbolen. Straßen, Plätze, Preise und Stipendien tragen sie weiter, internationale Organisationen dokumentieren die Fälle, Gerichte rollen alte Akten wieder auf. Selbst wenn die Hintergründe nie vollständig geklärt werden, bleiben die Geschichten der seltsam Gestorbenen als stille Anklage bestehen – und erinnern daran, dass Wahrheit manchmal einen sehr hohen Preis hat.
[1]: https://corbettreport.com/hunting-the-octopus/
[2]: https://corbettreport.com/episode-209-requiem-for-the-suicided-danny-casolaro/
1. Danny Casolaro zum Artikel
Als Zahlensender (englisch Numbers station, auch: One-way voice link, kurz: OWVL)[1] werden Hörfunksendungen auf Kurzwelle bezeichnet, die nicht öffentlich einsehbare Nachrichten über verschlüsselte Daten, z. B. Zahlen- und Buchstabengruppen oder über Multitonsysteme übertragen. Dabei handelt es sich meist um in Fünfergruppen angeordnete Ziffern. Bei der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) wurden bis Mitte der 1970er Jahre die Zahlen von Sprecherinnen in einem Studio auf Tonband aufgezeichnet, das zur vereinbarten Sendezeit abgespielt wurde.[2]
Danach wurde aber auch schon – wie heute üblich – mit „gesampelten“ Stimmen gearbeitet, die auf mechanischen oder elektronischen Tonwiedergabegeräten gespeichert wurden.[3] Einige Stationen senden in Amplitudenmodulation (AM), andere in Einseitenbandmodulation (SSB), da Übertragungen in der Betriebsart SSB ökonomischer, schmalbandiger, mit weniger Sendeleistung und störungsärmer erfolgen können.
Ursprung und Zweck der meisten dieser Ausstrahlungen sind nicht öffentlich bekannt. Zahlensender werden teilweise von Geheimdiensten zur Kommunikation mit verdeckt operierenden Agenten verwendet. Auch das Militär und Diplomatendienste sowie Botschaften verfügen teilweise über Empfangseinrichtungen, die geeignet sind, Nachrichten von Zahlensendern zu empfangen. Zahlensender sind für jene Aufgaben besonders geeignet, da die Signale über Kurzwelle nahezu weltweit gehört werden können.
Die Empfänger der Nachrichten brauchen nur ein Radio (etwa einen Weltempfänger), das sich für den Empfang von Kurzwelle in entsprechenden Frequenzbereichen eignet und Einseitenbandmodulation (SSB) empfangen kann. Die mit Zahlengruppen verschlüsselten Daten wurden meist mittels One-Time-Pads zu. Mehr Infos zum Thema auf:
priyom
[1]: https://de.wikipedia.org/wiki/Zahlensender
[2]: https://priyom.org/number-stations